Microstructures of Global Trade. The East Asian Porcelain in the Collection of August the Strong in the Context of the Inventories from the 18th Century
Final Report Abstract
Das Forschungsprojekt untersuchte den Umfang und die Bedeutung des privaten Handels mit ostasiatischem Porzellan in Europa im frühen 18. Jahrhundert. Die Porzellansammlung Dresden verfügt mit der königlichen Sammlung August des Starken (1670-1733), Kurfürst von Sachsen und König von Polen, über einen in sich geschlossenen Bestand ostasiatischen Porzellans, dessen umfangreiche Dokumentation einen wesentlichen Einblick in den globalen Handel mit Porzellan zu Beginn des 18. Jahrhunderts erlaubt. Von ehemals 25.000 Objekten (1727) sind heute noch etwa 8.000 Stück erhalten. Ausgehend von den historischen Inventaren der königlichen Sammlung, in denen diese Objekte identifizierbar sind, bot das Projekt erstmals die Möglichkeit einer Analyse des ostasiatischen Porzellanhandels in einer einzigartig reichen Überlieferung der Werke wie der schriftlichen Dokumentation zur Entstehung der Sammlung an einem Ort. Die Identifikation des einzelnen Stückes anhand der in den Fuß eingeritzten Signatur und dem Eintrag im erhaltenen Sammlungsinventar ermöglichte in der Kombination mit den Zugangslisten die Rekonstruktion der Erwerbungsgeschichte. So konnten die für die Ankäufe verantwortlichen Akteure identifiziert und die Erwerbungswege und -strategien bis ins Detail nachvollzogen werden. Von besonderer Wichtigkeit waren dafür die Aufzeichnungen von Peter Robert Taparelli Graf von Lagnasco (1659-1735), der von 1716 bis 1718 für August den Starken in Holland Porzellan und andere Exotika einkaufte. Seine Korrespondenz mit Groß- und Einzelhändlern zeichnet ein detailliertes Bild des Warenangebots, Ein- und Verkaufspreisen, des Wettbewerbs der einzelnen Agenten um die besten Stücke und der finanziellen wie logistischen Organisation eines Großeinkaufs von Porzellan aus privater Hand. Im Abgleich der Erwerbslisten Lagnascos mit den Aufzeichnungen im Palaisinventar konnten so erstmals die Erwerbungsgeschichte einzelner herausragender Stücke lückenlos nachvollzogen werden. Ferner konnten jene Akteure identifiziert werden, die mit ihrer Arbeit wesentlich zum Entstehen der augusteischen Porzellansammlung beigetragen haben. Anhand der Fokussierung auf die Mikrostrukturen eines globalen Handelsnetzwerkes, das in der Forschung bisher wenig Beachtung gefunden hat, konnte das Forschungsvorhaben einen Beitrag zum tiefergehenden Verständnis der Interaktion zwischen Ostasien und Europa in der Frühen Neuzeit leisten.
Publications
- „How to furnish a Palace. Porcelain Acquisitions in the Netherlands for Augustus the Strong, 1716–1718.“ Journal for Art Market Studies, vol. 2, no. 3, 2018, 1-15
Simonis, Ruth Sonja
(See online at https://doi.org/10.23690/jams.v2i3.52) - „The Amsterdam-Dresden Porcelain Trade: Count Lagnasco’s Purchases for Augustus the Strong, 1716-1717.“ American Ceramic Circle Journal XX, Frühjahr/Sommer 2019, 83-97
Simonis, Ruth Sonja und Jan Hüsgen
- Microstructures of Global Trade. Porcelain Acquisitions through Private Networks for Augustus the Strong. Heidelberg: arthistoricum.net, 2020
Simonis, Ruth Sonja
(See online at https://doi.org/10.11588/arthistoricum.499)