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Paläoökologische Untersuchungen über die Entwicklung der Pflanzendecke zur Slawenzeit - ein Beitrag zu den Beziehungen zwischen Umwelt und Besiedlung in der westlichen Peripherie des slawischen Siedlungsraumes.

Antragsteller Professor Dr. Hans-Jürgen Beug (†)
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 30819581
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Palynologische Untersuchungen wurden an 1 Moor im Hannoverschen Wendland, an 1 See in der Altmark, an 2 Seen und einem Grabungsaufschluss in der westlichen Prignitz sowie an 3 Seen und 2 Mooren in Mecklenburg-Vorpommern (Raum Parchim, Umgebung Friedrichsruhe) durchgeführt. Archäobotanische Untersuchungen erfolgten an 7 verschiedenen Grabungen der archäologisch arbeitenden Arbeitsgruppen. So besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse von Pollenanalysen aus Seen und Mooren mit solchen an Siedlungsschichten sowie Makrorestanalysen vergleichend auszuwerten. Vor Einsetzen der slawenzeitlichen Besiedlung (Römische Kaiserzeit, Völkerwanderungszeit) waren die Untersuchungsgebiete besonders auf besseren Böden nicht siedlungsleer. Roggen wurde bereits angebaut. Zwischen dem Ende der Slawenzeit und dem Beginn des hochmittelalterlichen Landesausbaus gab es keine Siedlungsunterbrechung oder einen Siedlungsrückgang. Der Beginn der palynologisch erfassbaren Slawenzeit konnte nicht in allen Fällen datiert werden. Wo Datierungen vorliegen und verlässlich erscheinen, kann der Beginn palynologisch in das 6. bis 7. Jh. gelegt werden. Die Slawenzeit endete mit dem Beginn des hochmittelalterlichen Landesausbaues im 11. bis 12. Jh. Die Siedlungen der Slawen scheinen bevorzugt auf besseren Böden angelegt worden zu sein, da gleichzeitig ein erstmaliger Rückgang der Rotbuchen-Anteile zu verzeichnen ist. Die mit dem Siedlungsgeschehen verbundenen Rodungen haben die Ausbreitung der Kiefer aber noch nicht begünstigt. Die Kiefernkurve steigt erst nach Ende der Slawenzeit erheblich an. Die Pollendiagramme aus Gebieten mit besseren Böden (z.B. Friedrichsruhe, Löddigsee) unterscheiden sich deutlich in den vor-slawischen Pollenspektren (ab Römische Kaiserzeit) in der Höhe ihrer Rotbuchen- und Kiefern-Anteile von denen aus besonders bodenarmen Gebieten (z.B. Heuweg). Klimaveränderungen konnten für den gesamten in Frage stehenden Zeitabschnitt palynologisch nicht nachgewiesen werden. Der slawenzeitliche Getreideanbau bezog sich nach den palynologischen Befunden vor allem auf den Roggen. Die archäobotanischen Ergebnisse bestätigen das, aber zeigen, dass außerdem die Rispenhirse (Panicum miliaceum) mit hohen Anteilen den damaligen Getreideanbau charakterisiert. Pollenkörner der Rispenhirse sind äußerst schwer bestimmbar, und zudem kann nur ein Teil von ihnen größenstasitisch von dem sog. Wildgras-Typ abgetrennt und damit zu dem Getreide-Typ zugeschlagen werden. Unter den nachgewiesenen Makroresten stehen in Friedrichsruhe 3683 Sa/Fr von Secale neben 267 Sa von Panicum miliaceum. In der Lenzen Burg, Haus E wurden 965 Sa/Fr von Secale und 3923 Sa von P. miliaceum gefunden. Neben den relativ hohen Anteilen vom Roggen sind die palynologischen Nachweise für Weizen-, Gerste- und Hafer-Anbau sehr gering. Das stimmt gut mit den archäobotanischen Befunden überein. Während aus den meisten mitteleuropäischen Gebieten bekannt ist, dass Buchweizen erst ab dem späten Mittelalter angebaut wurde, scheinen im Gebiet der unteren mittleren Elbe Abweichungen möglich zu sein. Hier zeigen Pollendiagramme (Löddigsee, Lenzen) für die Slawenzeit zumindest Einzelfunde von Pollenkörnern des Buchweizens. Somit kann man eine frühmittelalterliche Nutzung des Buchweizens für einzelne Gebiete nicht mehr ausschließen. Für Lein (Linum usitatissimum) und Erbse (Pisum sativum, auch Makroreste) liegen aus der späten Slawenzeit einzelne Pollenkörner vor. Die Walnuss (Juglans) wurde für den Löddigsee und Lenzen nachgewiesen, in Lenzen die Pferdebohne (Vicia faba, auch Makroreste). Unkräuter der Roggenfelder sind die Kornblume (Centaurea cyanus) und die Kornrade (Agrostemma githago). Pollenkörner der Kornblume kommen in der gesamten Slawenzeit vor, im Diagramm Löddigsee sogar nahezu durchgehend. Die Kornrade wurde durch Makroreste und Pollenkörner nachgewiesen. Unter den sekundären Siedlungszeigern sind die üblicherweise, schon in dem Neolithikum auftretenden Sippen der Beifuss (Artemisia), Ampfer (Rumex) und Wegeriche (Plantago lanceolata, P. majoir-media-Typ). Hinzu kommen der Aphanes-Typ und Bewohner trockener Sandflächen wie Spergula arvensis, Jasione, Calluna und Scleranthus. Der Adlerfarn (Pteridium) gilt als Zeiger für Waldweide Aus den archäobotanischen Befunden können zusätzlich oder mit Bestimmungen bis zur Art - als Auswahl - vor allem folgende Sippen genannt werden: Angebaute Arten: Die Hauptgetreide stellten Roggen (Secale cereale), Saat-Hafer (Avena sativa) und Rispenhirse dar (Panicum miliaceum). Mehrzeilige Spelzgerste (Hordeum vulgare var. vulgare) und Nacktweizen (Triticum aestivum/durum) sind gebietsweise auch stärker vertreten. Neben Lein (Linum usitatissimum) tritt auch Saat-Leindotter (Camelina sativa) auf. Die Hülsenfrüchte Linse (Lens culinaris), Erbse (Pisum sativum) und Ackerbohne (Vicia faba) sind nur mit Einzelfunden verteten, ebenso die Getreide Emmer (T. dicoccum) und Kolbenhirse (Setaria cf. italica). Von verschiedenen Unkraut-Typen werden folgende Sippen genannt, die in großer Stückzahl gefunden wurden: Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Kletten-/Saat-Labkraut (Galium aparine/spurium), Acker- Spörgel (Spergula arvensis), Quirlige/Grüne Borstenhirse (Setaria verticillata/viridis), Rote Borstenhirse (Setaria pumila), Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli), Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum), Winden-Knöterich (Polygonum convolvulus), und Vogelmiere (Stellaria media).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2007) Palynological investigations into the Late Pleistocene and Holocene history of vegetation and settlement at the Löddigsee, Mecklenburg, Germany. Veget. Hist. Archaeobot. 16: 157-169
    Jahns, S.
  • (2007) Paläoökologische Untersuchungen über die Entwicklung der Pflanzendecke zur Slawenzeit. Ein Beitrag zu den Beziehungen zwischen Umwelt und Besiedlung in der westlichen Peripherie des slawischen Siedlungsraumes. Archäologisches Nachrichtenblatt 12: 276-279
    Beug, H-J., Jahns, S., Christiansen, J.
  • (2007) Parchim-Löddigsee - Siedlungs- und Umweltgeschichte einer slawischen Fernhandelssiedlung. In: Biermann, F., Kersting T, Siedlung, Kommunikation und Wirtschaft im westslawischen Raum. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 46, 267-282, Beier & Beran, Langenweissbach
    Paddenberg, D., Jahns, S.
  • (2008) Palaeoecological studies into the development of plant cover in the Lower Middle Elbe region during the Slavic period. 12th International Palynological Congress, 8th International Organisation of Palaeobotany Conference, Abstract Volume, Terra nostra 2008/2, 51
    Christiansen, J., Jahns, S., Beug, H.-J.
  • (2008) Vegetationsgeschichtliche Untersuchungen in der westlichen Prignitz, dem östlichen Hannoverschen Wendland und der nördlichen Altmark. Dissertation
    Christiansen J.
  • (2009) Palynologische Untersuchungen zur Vegetations- und Siedlungsgeschichte im Bereich des Arendsees und zum Alter seiner Sedimente. Nachrichtenbl. Arbeitskr. Unterwasserarch.15: 51-57
    Christiansen, J.
  • (2009) Zur Entstehung des Arendsees. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 15: 37-50
    Scharf, B., Röhrig, R., Kanzler, S., Beug, H.-J., Büttner, O, Christiansen, J., Fieker, J., Schindler, H.-H.
  • (2009) Zur Entwicklung des Arendsees in der Altmark, Sachsen-Anhalt. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 15: 9-11
    Leineweber, R., Beug, H.-J., Christiansen, J., Döhle, H.-J., Hartmann, O., Hellmund, M., Scharf, B., Schönberg, G.
 
 

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