Von Artefakten zu Wissensfakten. Zur Verwissenschaftlichung des Konstruierens durch informationstechnische Artefakte am Beispiel des Einsatzes von CAD, CAM und CAE im Maschinenbau
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Eine Besonderheit der Dynamik technikwissenschaftlichen Wissens ist, dass Wissen in Konstruktionsvorgängen mit Artefakten gewonnen wird und sich in Artefakten manifestiert. Eine Schlüsselfunktion erhalten wiederum computerbasierte Konstruktionswerkzeuge, die zur Genese technikwissenschaftlichen Wissens eingesetzt werden und in ihrer Handhabung das gewonnene Wissen verfügbar machen. Das Ziel dieses Projektes ist es, die epistemische Wirksamkeit informationstechnischer Artefakte in Konstruktionsprozessen und die daraus resultierenden Folgen für die Wissensdynamik in den Technikwissenschaften genauer zu untersuchen. Denn sie stellen nicht nur wichtige Hilfsmittel in der Wissensakquisition, Wissenskoordination und Wissensintegration dar. Sondern durch ihre Rahmenbedingungen in der Entwicklung gehen sie zugleich konstituierend in die Wissensgenerierung ein. Daraus ergeben sich zwei Ebenen der Untersuchung. Zum einen werden computerbasierte Artefakte als Wissensmanifestationen betrachtet, in denen sich Wissen niederschlägt und verkörpert wird. Zum anderen steht ihre Rolle als Wissenswerkzeuge und den mit ihnen verbundene Erkenntnispraktiken im Fokus. Aus der Perspektive des Gebrauchs ist zu klären, wie sich die epistemischen Voraussetzungen der Werkzeuge in der Entwicklung niederschlagen und wie mit ihrer Hilfe neues technikwissenschaftliches Wissen erzeugt wird. Dabei entfaltet sich die theoretisch-begriffliche Analyse entlang empirischer Fallbeispiele. Sie entstammen dem Bereich des Maschinenbaus am Leitbeispiels der Fahrzeugtechnik und zielen darauf, den Einsatz von CAD (computer-aided design), CAE (computer-aided engineering), CAM (computer-aided manufacturing) sowie KI unter wissensbezogenen Fragen offenzulegen und kritisch zu prüfen. Nicht zuletzt durch die noch immer weit verbreitete Einschätzung von technikwissenschaftlichem Wissen als bloße Anwendung eines aus anderen Bereichen zur Verfügung gestellten Wissens ist ein vertieftes Verständnis der Dynamik technikwissenschaftlichen Wissens ein großes Forschungsdesiderat. Diesem Defizit begegnet das Teilprojekt auf zweierlei Weise: Erstens kann es wissenstheoretische Besonderheiten des Bereichs herausarbeiten und stellt damit einen wichtigen Baustein einer noch zu entwickelnden allgemeinen Wissenschaftstheorie der Technikwissenschaften dar. Zweitens versprechen die Ergebnisse Hinweise für den Umgang mit dem weltgestaltenden Potenzial informationstechnischer Artefakte. Die Aufklärung der zugrundeliegenden Prozesse vermag es, die Voraussetzungen von Technikgestaltung bereits in ihrer Entwicklungsphase aufzudecken. Ihre kritische Analyse kann wesentlich dazu beitragen, die bislang wenig ausgeprägte Reflexivität in den Ingenieurwissenschaften zu erhöhen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Evaluation of Knowledge-Related Phenomena in Milestone-Driven Product Development Processes – An Explorative Case Study on Student Projects Konferenz: SPT 2017: The Grammar of Things, Darmstadt, 15.6. 2017
Ammon, S., Wei Min Wang, Konrad Exner, Maurice Preidel, Julius Jenek & Rainer Stark
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Model-based reasoning and model pluralism: Epistemic strategies in product design. Workshop „Philosophy of Models in Engineering Design“, ITAS, KIT, 28.6.2017
Ammon, S.
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Simulation Models as Epistemic Tools in Product Development: A Case Study Konferenz: SPT 2017: The Grammar of Things, Darmstadt, 14.6. 2017
Ammon, S. & Henning Meyer
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CONCEPTUAL FRAMEWORK FOR ANALYSING KNOWLEDGE DYNAMICS IN ENGINEERING SCIENCE. Design Conference Proceedings, 15(2018), 1631-1642. Faculty of Mechanical Engineering and Naval Architecture, University of Zagreb, Croatia; The Design Society, Glasgow, UK.
Märten, Anke; Jenek, Julius Friedrich Wilhelm; Wang, Wei Min; Fleck, Claudia; Meyer, Henning; Stark, Rainer & Ammon, Sabine
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Drawing Inferences: Thinking with 6B (and Sketching Paper). Philosophy & Technology, 32(4), 591-612.
Ammon, Sabine
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Simulation, Test bench, and Hardware-in-the-loop: Validation in engineering design processes – A case study. 7th Biennial Conference of the Society for the Philosophy of Science in Practice, in Ghent, Belgium, 29.6.2018
Ammon, S. & Henning Meyer
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Artefakt-Wissen. Wie lernende Algorithmen und Künstliche. Intelligenz unser Verständnis von Geltung und Vertrauenswürdigkeit herausfordern. Frühjahrstagung des Leopoldina-Zentrums für Wissenschaftsforschung: „Wissenschaft in der Verlässlichkeitsfalle. Praktiken der Konstruktion von Relevanz und Neutralität“, Nationale Akademie der Wissenschaften, Halle, 11.4.2019
Ammon, S.
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Design/Entwerfen. Mensch-Maschine-Interaktion, 253-256. J.B. Metzler.
Ammon, Sabine
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Schlussfolgern durch Skizzieren. „Kooperative“ Materialien des zeichnerischen Denkens. Medien der Kooperation – Media of Cooperation, 221-251. Springer Fachmedien Wiesbaden.
Ammon, Sabine
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Design Methods and Validation. The Routledge Handbook of the Philosophy of Engineering, 315-327. Routledge.
Ammon, Sabine
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Kognitive Optimierung durch KI? Eine technikphilosophische Kritik algorithmischer Wissensproduktion. Jahresversammlung der Görres-Gesellschaft zum Thema "Optimierung des Menschen", Aachen, 24.9.2022
Ammon, S.
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Artefaktwissen, Wissensartefakte und die Weisheit der Künstlichen Intelligenz: Wie maschinelles Lernen unser Verständnis von Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit herausfordert. Wissenschaft in der Verlässlichkeitsfalle?: Praktiken der Konstruktion von Relevanz und Neutralität, 105–123.
Ammon, S.
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Kognitive Optimierung durch KI?. Philosophisches Jahrbuch, 130(2), 92-107.
Ammon, Sabine
