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Epigenetische Veränderungen für gerichtsmedizinische Altersschätzungen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Stefanie Ritz; Professor Dr. Wolfgang Wagner
Fachliche Zuordnung
Pathologie
Förderung
Förderung seit 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 314368153
Die Einschätzung des chronologischen Alters anhand von molekularen Veränderungen ist zunehmend wichtiger Bestandteil gerichtsmedizinischer Untersuchungen - angesichts der weltweit steigenden Migrationsbewegungen trifft dies insbesondere für die rechtliche Festlegung des Alters zu, soweit dieses nicht sicher bekannt ist (z.B. bei unbegleiteten Flüchtlingen), aber auch bei forensischen Fragestellungen (unbekannte Leichen oder Blutspuren). In den letzten Jahren wurde belegt, dass Altern hoch spezifische epigenetische Veränderungen im Muster der DNA Methylierung (mDNA) hervorruft, welche für epigenetische Altersvorhersagen genutzt werden können. Mit diesem Projekt sollen die Möglichkeiten und Einschränkungen dieses Verfahrens für gerichtsmedizinische Zwecke untersucht werden. Dabei verfolgen wir folgende Zielsetzungen: Wir wollen eine zuverlässige Epigenetische-Alterns-Signatur entwickeln, die für multiple Gewebe anwendbar ist und auf DNAm an wenigen CpG-Dinukleotiden basiert. Somit soll eine höhere Präzision der Altersvorhersage erreicht werden (besonders auch für Kinder und Jugendliche). Zu diesem Zweck werden wir öffentlich zugängliche genomweite DNAm Profile verwenden und lineare mit nicht linearen Modellen kombinieren. Zudem soll der Einfluss des biologischen Alters abgeschätzt und minimiert werden. Außerdem werden wir einen anwendungsorientierten und kosteneffektiven Assay zur epigenetischen Altersvorhersage entwickeln und testen. Verschiedene Methoden (Pyrosequenzierung, MassARRAY und deep sequencing von Bisulfit-konvertierter DNA) werden verglichen. Dabei wird insbesondere die Analyse von Mundschleimhautabstrichen adressiert, da diese Methode der Probenentnahme nicht invasiv ist. Zudem wird der Einfluss möglicher Störgrößen exemplarisch untersucht - insbesondere der Zustand des Ausgangsmaterials, ethnischer Hintergrund, Infektionen, sowie Wachstum und Entwicklungsstörungen. Schließlich wird die Präzision der Methode direkt mit den etablierten Verfahren für forensische Altersbestimmungen verglichen, wie zum Beispiel Altersschätzungen anhand des dentalen Status, Ossifikationsstatus der Handwurzelknochen und Racemisierungsanalyse der Asparaginsäure des Zahnwurzel Dentins. Wir erwarten, dass die epigenetischen Altersschätzungen zumindest eine ähnliche Genauigkeit erreichen können wie die konventionellen Methoden und diese sinnvoll ergänzen können. Dieses Projekt verbindet Expertisen in epigenetischen Veränderungen (Gruppe von Prof. Wagner) mit forensischer Altersbestimmungen (Gruppe von Prof. Ritz-Timme). Es soll weitere Einsichten in die epigenetischen Veränderungen während des Alterns bieten und die Basis für eine zuverlässige Methode darstellen, die den Anforderungen für den gerichtsmedizinischen Alltag entspricht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen