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Amerikanische Literatur und der Wandel der Privatheit

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 314423957
 
Das Projekt „Amerikanische Literatur und der Wandel der Privatheit“ stellt Forschungsbereich 2 der Heisenbergprofessur für Amerikanistik mit Schwerpunkt „Demokratie und Ästhetik“ dar. Privatheit galt lange als konzeptuelle Stütze der liberalen Demokratie. Doch gegenwärtig scheint die Zukunft von Privatheit—und der Demokratie—ungewiss. Dieses Forschungsprojekt untersucht die amerikanische Literatur des 19. Jahrhunderts und der jüngeren Vergangenheit, um Erkenntnisse über die Transformation von Privatheit vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Veränderungen der Demokratie zu gewinnen. Das Projekt besteht aus zwei verzahnten Teilen. Während der letzten zwei Jahre haben beide Teilprojekte ihren Zuschnitt optimiert, um ihren vorläufigen Ergebnissen Rechnung zu tragen. Der vorliegende Antrag strebt die Verlängerung der Projektförderung um zwei Jahre an. Durch diese Verlängerung wird Forschungsbereich 2 in vollem Maße zum Erreichen der Ziele der Heisenbergprofessur beitragen. Diese bestehen darin, die ästhetischen Dimensionen der gegenwärtigen Transformationsprozesse der US-amerikanischen Demokratie zu erfassen. Die Entwürfe der beiden Buchmanuskripte in ihrem gegenwärtigen Stand liegen diesem Antrag bei. Dr. des. Stephan Kuhl, Postdoktorand des Projekts, arbeitet an einer Monographie, die dem Forschungsfeld der literarischen Privatheitsstudien ein theoretisches Fundament geben wird. Die Innovationskraft dieser Arbeit liegt darin, dass sie die Literaturtheorie in den Mittelpunkt der Privatheitsforschung stellt. Dieser Ansatz verspricht zwei Erträge. Erstens füllt er eine Lücke der literarischen Privatheitsstudien, die ihren Begriff der Privatheit bisher aus nicht-literarischen Theorien, wie der politischen Theorie, entliehen haben. Zweitens wird der literaturtheoretische Ansatz die ästhetische Dimension von Privatheit auch in nicht-literarischen Kontexten sichtbar machen. Die Studie nimmt Emily Dickinson und ihre Rezeption von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart als das paradigmatische Beispiel für ihren theoretischen Entwurf. Im zweiten Teilprojekt schreibt Prof. Johannes Völz eine Monographie, die durch eine Analyse von amerikanischer Gegenwartsliteratur zum Verständnis der Privatheit in der Netzwerkgesellschaft beitragen will. Seine Studie untersucht drei literarische Felder: den Überwachungsroman, die „New Sincerity“- Bewegung und literarische Memoiren. Die Analyse dieser Genres fördert Einsichten in die Ästhetik der „vernetzten Privatheit“. Die Semantik des Privaten wird hier bemüht, um soziale Affekte zu markieren, die intensive Erfahrungen des Selbst hervorrufen. Das Private ist keine räumliche oder psychische Sphäre mehr, die von öffentlichem Zugriff geschützt ist, sondern entsteht durch die Einbettung in Netzwerkstrukturen. Die Monographie bezieht Erkenntnisse der Mediensoziologie und Affekttheorie ein, um zu zeigen, wie gegenwärtige literarische Ästhetiken eine neue Vorstellung des Privaten—und damit auch des Selbst—konsolidieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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