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Begrenzte Sicherheiten: Praktiken, Technologien und Politiken der Prävention von Dengue und seinen Vektoren in Europa

Antragstellerin Professorin Dr. Meike Wolf
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315069504
 
Im Zuge globaler Mobilität und veränderter klimatischer Bedingungen sind in den letzten Jahren rund 12.000 gebietsfremde Arten in Europa heimisch geworden. Als gesundheitspolitisch relevant erweist sich die aus tropischen Regionen eingewanderte Tigermücke Aedes albopictus, die sich in Teilen Süd- und Westeuropas ausbreitet und als Vektor für das Dengue-Virus dient. Dengue, ein tropisches Fieber, tritt bereits in 100 Ländern weltweit endemisch auf, die damit verbundene Krankheitslast steigt stetig. Zwar gilt Europa bislang nicht als Risikogebiet für Dengue, doch zeigt sich aktuell, wie im Zuge der Diskussion um die Verbreitung (hoch)kontagiöser Erkrankungen Tigermücken als Biosicherheitsrisiko problematisiert werden. Für Maßnahmen der Regulierung des komplexen Verhältnisses zwischen Menschen, Mücken und Dengue-Viren ist die Annahme zentral, dass zwar die Anwesenheit von Vektoren in Europa nicht zwangsläufig in einer Erkrankung der menschlichen Population mündet, sie stellt jedoch die notwendige Voraussetzung für dieses Ereignis dar. Ziel der Studie ist es zu untersuchen, wie vor dem Hintergrund der Verbreitung von Tigermücken in Europa neu entstehende Präventionsstrategien erstens konzeptionelle und zweitens geopolitische Grenzregime (re-)organisieren, unterwandern, stärken, modifizieren oder hinterfragbar machen. In diesem Rahmen wird die ehemals tropische Krankheit Dengue auch in Europa medizinisch wie gesundheitspolitisch signifikant. Aktuell werden heterogene Präventionspraktiken, -technologien und -standards entwickelt, die Gegenstand der geplanten Studie sind. Die Maßnahmen reichen von Surveillanceprogrammen und Kartierungen über Insektizide und Initiativen zur Bürgerbeteiligung hin zur Konzeption europäischer Handlungsrahmen. Ihr Ziel ist, die endemische Verbreitung von Dengue innerhalb der geopolitischen Grenzen Europas zu verhindern. Hier setzt die Studie an: Mit Hilfe qualitativer sozialwissenschaftlicher Methoden und eines auf die Praxis der Dengue-Prävention ausgerichteten Ansatzes soll herausgearbeitet werden, wie sich in vier exemplarischen Settings präventives Wissen und präventive Technologien herausbilden, wie diese an lokale Kontexte angepasst und situativ eingebettet werden. Untersucht werden soll: 1. welche Differenzierungsleistungen im Umgang mit heimischen und invasiven Arten dem Umgang mit Dengue in Europa zugrunde liegen, 2. auf welche Weise hierbei geopolitische Grenzen (re-)organisiert, unterwandert, gestärkt, modifiziert oder hinterfragbar gemacht werden, 3. und wie sich unter diesen Bedingungen das Verhältnis zwischen Krankheit, Raum und Prävention neu ordnet. Die gewählte Forschungsperspektive hinterfragt also nicht die Wirksamkeit oder Notwendigkeit präventiver Maßnahmen, sondern deren praktischen Vollzug. Damit liefert das Vorhaben einen Beitrag zur gegenwärtig kontrovers geführten Diskussion um die Stabilisierung oder Unterwanderung EU-europäischer Grenzen und ihrer Sicherung durch Technologie.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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