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Das prähistorische Thessalien: Mobile und sesshafte Gemeinschaften südlich des Olymp

Antragstellerin Dr. Agathe Reingruber
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315184342
 
[Die ältesten Bauerngemeinschaften Europas waren nach heutigem Kenntnisstand um 6500 v. Chr. am Fuße des Olymp, vor allem aber in der südlich anschließenden thessalischen Tiefebene ansässig. Hier entstanden die ältesten dauerhaften Siedlungen, die im Laufe der Zeit zu mehrschichtigen Siedlungshügeln aufwuchsen. In nur wenigen Jahrhunderten war der irreversible Prozess der Sesshaftwerdung mit allen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und auch religiösen Folgen zum Abschluss gekommen, bevor sich die neolithische Lebensweise um 6000 v. Chr. auf dem Balkan und später in Mitteleuropa ausbreitete. Diese Erkenntnisse beruhen zu einem großen Teil auf Untersuchungen und Interpretationen aus den 1950er bis 1970er Jahren. Seither erfolgten in Thessalien, dem Gebiet, das für Europa als Impulsgeber eines revolutionär neuen Lebenswandels gelten kann, keine weiteren systematischen Untersuchungen. Allerdings wurden von der Ephorie für Altertümer Larissa Materialien aus Sondagen, Rettungsgrabungen und Oberflächenfunden zusammengetragen, die zu neuen Erkenntnissen bezüglich chrono-stratigraphischer und typologischer Überlegungen beitragen werden. Diese Inventare, zusammen mit den Kollektionen aus dem letzten Jahrhundert, bilden die Grundlage für neue Analysen, in denen vor allem auch absolute Datierungsverfahren eingesetzt werden. Ein wichtiges Ziel des Kooperationsprojektes liegt in der detaillierten, kontextbezogenen Untersuchung der Funde sowie in der Einbettung der Fundorte selbst in ihr natürliches Umfeld. Denn bislang wurden ausschließlich die in der Landschaft gut sichtbaren Siedlungshügel kartiert und zu einem geringen Teil sondiert. Allerdings steht eine intensive, systematische Begehung in Thessalien noch aus, so dass das derzeitige Wissen zur Bevölkerungsdynamik in prähistorischer Zeit lückenhaft und verzerrt ist.Aus diesem Grund werden in Zusammenarbeit mit der Ephorie Larissa intensive Geländebegehungen für eine bislang wenig beachtete Landschaft angestrebt: An den nordöstlichen Ausläufern der Thessalischen Tiefebene und an den Hängen des Ossa-Massivs soll eine diachrone Untersuchung zu allen Perioden des Holozäns, mit Schwerpunkt auf Mesolithikum und Neolithikum, erfolgen. Ziel ist, fundierte Erkenntnisse zum Übergang von mobilen Jäger- und Sammlerkulturen zu sesshaften Bauernkulturen zu gewinnen und die Bevölkerungsdynamik in vor- und frühgeschichtlicher Zeit zu untersuchen. Daraus werden wichtige Erkenntnisse sowohl zu wirtschaftlichen Aspekten als auch zu unterschiedlichen Strategien der Landnutzung in prähistorischer Zeit resultieren. Diese Tätigkeiten können die Grundlage für zukünftige Programme bilden, die sich mit der detaillierten Erforschung einzelner Siedlungsplätze befassen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Griechenland
Kooperationspartner Dr. Giorgos Toufexis
 
 

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