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Werkstoff- und Versagenskennwerte für das Hochgeschwindigkeitsumformen und -trennen

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr.-Ing. Alexander Brosius; Dr.-Ing. Verena Psyk
Fachliche Zuordnung Ur- und Umformtechnik, Additive Fertigungsverfahren
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 316056392
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Qualität von Simulationsergebnissen hängt stark vom Werkstoffmodell und den Parametern ab. Bei konventionellen Umformprozessen können in guter Näherung quasi-statische Bedingungen angenommen werden und die numerische Prozessoptimierung ist Stand der Technik. Bei der Werkstoffcharakterisierung bei hohen Umformgeschwindigkeiten hingegen gibt es noch Forschungsbedarf. So beeinflussen bei schnellen Umformprozessen, wie z. B. dem elektromagnetischen Umformen, zwei gegenläufige Effekte die Fließspannung des Werkstoffs: die Verfestigung durch hohe Umformgeschwindigkeit und die thermische Entfestigung durch adiabate Erwärmung. Ziel des Forschungsvorhabens war die Entwicklung einer Methode zur Charakterisierung von Fließ- und Versagenskennwerten für Umformgeschwindigkeiten bis 10^5 s^-1. Hierzu erfolgte die Konzeption und Umsetzung zweier Aufbauten mit pneumatischem bzw. elektromagnetischem Antrieb für unterschiedliche Geschwindigkeitsbereiche sowie die Entwicklung einer inversen Parameteridentifikation. Die Methode wurde für einen unlegierten Stahl und eine Aluminiumlegierung validiert und es wurde gezeigt, dass die identifizierten Werkstoffparameter die numerische Modellierung von Fertigungsprozessen mit hohen Umformgeschwindigkeiten mit guter Genauigkeit ermöglichen. Die ermittelten Werkstoffparameter für Stahl zeigten abhängig vom Spannungszustand signifikante Unterschiede. Für Probengeometrien mit einachsiger Zugbeanspruchung bei Umformgeschwindigkeiten in der Größenordnung von 10^4-10^5 s^-1 war die ermittelte Fließgrenze fast doppelt so hoch wie bei Scherproben; ein Effekt, der bei quasistatischer Belastung nicht auftritt. Dieser Trend deutet auf eine triaxialitätsabhängige Ratenabhängigkeit hin, die auf Scherband-induzierte Dehnungslokalisierung und adiabate Erwärmung zurückzuführen ist. Während in der ersten Projektphase vorrangig die Methodik zur Parameteridentifikation entwickelt und Kennwerte bestimmt wurden, lag der Fokus der zweiten Projektphase darauf, die Einflüsse besser zu verstehen, indem die adiabate Erwärmung des Werkstücks unter Hochgeschwindigkeitsbelastung quantifiziert wurde. Dazu wurden einachsige Zug- und Scherzugversuche bei verschiedenen hohen Dehnungsgeschwindigkeiten experimentell und numerisch analysiert. Ein Schwerpunkt der Analyse lag auf der Identifizierung einer charakteristischen zeit- und ortsabhängigen Umformgeschwindigkeit. In den Experimenten wurde neben der Messung von Kraft und Dehnung auch die Temperatur im Bruchbereich mit Hilfe einer Wärmebildkamera und eines Pyrometers für höhere Umformgeschwindigkeiten aufgezeichnet. Abschließend wurden die ermittelten Werkstoffkennwerte auf das Tiefziehen mit Umformgeschwindigkeiten bis 10^2 s^-1 und das Hochgeschwindigkeitsscherschneiden übertragen. Die Simulationen hierzu wurden in LS-Dyna durchgeführt und die Ergebnisse zeigten eine gute Übereinstimmung mit den experimentellen Daten hinsichtlich der zeitabhängigen Kraft-Weg-Kurve und der maximal auftretenden Temperatur.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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