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Independent Catholic Movements in Late 19th and Early 20th Century Asia. The "Independent Catholics of India, Goa, and Ceylon" and the "Iglesia Filipina Independiente" in the Context of Religious, Political, and Social Movements of Emancipation in Colonial Modernity.

Subject Area Religious Studies and Jewish Studies
Modern and Contemporary History
Term from 2016 to 2021
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 317305490
 
Final Report Year 2021

Final Report Abstract

Ziel des Projekts war die Rekonstruktion, Analyse und der Vergleich zweier Rom-unabhängiger katholischer Bewegungen in Asien um 1900 aus religionswissenschaftlicher und christentumsgeschichtlicher Perspektive. Im Zentrum standen die in den späten 1880er Jahren als Reaktion auf das Ende des portugiesischen Patronats über die katholischen Bistümer Goas und Ceylons gegründeten „Independent Catholics of India, Goa, and Ceylon“ sowie die 1902 kurz nach dem Übergang von spanischer zu amerikanischer Kolonialherrschaft entstandene philippinische „Iglesia Filipina Independiente“ (IFI). Die Geschichte der südasiatischen katholischen Unabhängigkeitsbewegungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde im Rahmen einer Fallstudie zur Religionsgeschichte des kolonialen Sri Lanka aufgearbeitet. Diese rekonstruiert die Vorgeschichte, die Entwicklung und den Niedergang der 1888 in Colombo gegründeten „Independent Catholic Mission“ als einer religiösen Emanzipationsbewegung, die eng mit anderen reformorientierten Gruppen auf der Insel (wie der frühen srilankischen Gewerkschaftsbewegung) verbunden war und von katholischen Priestern versorgt wurde, die von den Erzbischöfen von Goa und Colombo exkommuniziert worden waren. Angeführt von dem goanesischen Priester Antonio Alvares (1836–1923) repräsentiert die Bewegung einen wichtigen Aspekt der vielschichtigen Geschichte des srilankischen Christentums in einer Zeit des nationalistischen Aufbruchs. Gleichzeitig wird diese in einen viel breiteren globalen Kontext gestellt, als Teil weltweiter ökumenischer Netzwerke und konfessionsübergreifender Rivalitäten, an denen Altkatholiken, Anglikaner, syrisch-orthodoxe und ultramontane römische Katholiken sowohl in Asien als auch darüber hinaus beteiligt waren. Die frühen Zeitschriften der Iglesia Filipina Independiente (IFI) repräsentieren die Publizistik der wichtigsten bis heute bestehenden rom-unabhängigen katholischen Kirche Asiens. Gegründet 1902 durch die Aktivitäten des philippinischen Intellektuellen Isabelo de los Reyes (1864–1938) und des philippinischen ehemaligen römisch-katholischen Priesters Gregorio Aglipay (1860–1940), war sie ein spätes Resultat der Revolution von 1896 und der langwierigen Konflikte zwischen indigenem Klerus und hegemonialen spanischen Mönchsorden, die sich besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts intensiviert hatten. Zentrale Akteure waren neben indigenen Geistlichen die sogenannten ilustrados („Aufgeklärten“), die kosmopolitische Schicht philippinischer Intellektueller, die zunächst Gleichbehandlung unter dem spanischen Gesetz und später die Freiheit von spanischer und amerikanischer Kolonialherrschaft forderten. Die programmatischen Texte der Zeitschriften der IFI erlauben einen Einblick in die Hoffnungen und Ziele, die sich für die Kirche mit ihrer Publizistik verbanden. Verhandelte Themen, die im Projekt analysiert wurden, umfassen den einheimischen Klerus und kirchliche Unabhängigkeitsbestrebungen, Beziehungen zu nationalen und sozialen Emanzipationsbewegungen, Bildung und Erziehung, Frauen und Gender sowie transregionale und internationale Nachrichten und Perspektiven. Eine Beschäftigung mit Zeitschriften der unabhängigen katholischen Bewegungen lässt deren zentrale Bedeutung für die Bildung und Konsolidierung indigen-christlicher Eliten in Asien um 1900 erkennen. Diese Quellen ermöglichen es uns aber nicht nur, die Diskurse indigen-christlicher Eliten auf lokaler und regionaler Ebene zu untersuchen. Sie eröffnen uns ebenso deren transregionale und transkontinentale Dimensionen, sowie ihren Beitrag zur Entstehung einer ‚transregionalen indigen-christlichen Öffentlichkeit‘ (transregional indigenous-Christian public sphere). Das Projekt konnte zeigen, dass die Entwicklung unabhängiger katholischer Bewegungen in Asien um 1900 nicht nur eine Geschichte transregionaler und transkontinentaler Verflechtungen ist, sondern auch eine komplexe je regionale Vorgeschichte aufweist, die bisher nur wenig detailliert erforscht wurde. Indem das Projekt die Aufmerksamkeit auf den religiösen Independentismus im katholischen Asien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts lenkt, konntet es einen wichtigen Beitrag zu einer zukünftigen Geschichte des Christentums in einer polyzentrischen Perspektive leisten.

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