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Kulturelle und politische Entwicklungen im Grenzgebiet zwischen Mesopotamien und Iran: Die Erforschung des urbanen Zentrums Bakr Awa zur Bronzezeit
Antragsteller
Professor Dr. Peter A. Miglus
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317397603
Das Ziel des beantragten Projekts ist die archäologische Erforschung des Fundortes Bakr Awa am Fuße des Zagros-Gebirges in der irakischen Provinz Sulaimaniya sowie die Aufarbeitung des ausgegrabenen Materials und der erfassten Daten aus der Bronzezeit. Bakr Awa bildete zu dieser Zeit ein großes urbanes Zentrum in der Shahrizor-Ebene, im Grenzgebiet zwischen Mesopotamien und Iran. Seine kulturelle und politische Entwicklung spiegelt die historischen Prozesse dieser bisher kaum erforschten Region wider, die von wechselhaften Beziehungen zu Nord- und Südmesopotamien sowie Iran gekennzeichnet sind. Die Stadt kontrollierte die umliegende Region, der ein militärisches Durchmarschgebiet und eine Kreuzung bedeutender Handelsrouten war.Der Fundort bietet eine hervorragende Möglichkeit, den Kulturwandel im Randgebiet der mesopotamischen Hochkulturen nachzuvollziehen. Für die Früh-, Mittel- und Spätbronzezeit ergeben sich verschiedene Forschungsschwerpunkte:Die älteste Besiedlung ist erst für das frühe 3. Jt. v. Chr. durch frühdynastische Keramik und 14C-Daten belegt. Zugleich zeichnet sich eine Fortsetzung der spätchalkolithischen Uruk-Tradition ab, die es zu ergründen gilt. Die regionalen Eigenheiten sind wichtig als Bindeglied zwischen dem Diyala-Gebiet und dem iranischen Hochland. Aus der Akadde- und Post-Akkadezeit stammen gut erhaltene Steinfundamente großer Bauwerke, für die Parallelen in Nordmesopotamien zu finden sind. Die Keramik ist vergleichbar mit der akkadischen Ware aus den Fundorten am mittleren Tigris.Um 2000 v. Chr. erlebte der Ort eine Blütezeit. Architektur und Funde deuten auf eine schnelle Übernahme von Ideen und Technologien aus den mesopotamischen Kerngebieten hin, und die Ausführung und Qualität der Artefakte stehen den babylonischen Vorbildern in nichts nach. Zahlreiche intramurale Bestattungen liefern einerseits Grabinventare interregionalen Charakters, andererseits reflektieren sie eine lokale Tradition.In die zweite Hälfte des 2. Jt. v. Chr. datieren zwei Gebäude öffentlichen Charakters und ein Archiv mit administrativen und religiösen Keilschrifttexten. Ihre Inhalte sowie die Keramik und Kleinfunde belegen, dass sich in diesem Siedlungshorizont kulturelle Traditionen des hurritischen Nordens und kassitischen Südens überlappen. Das Ziel des Vorhabens ist, den Ursachen für diese wechselnden Einflüsse nachzuspüren und dabei lokale Eigenheiten herauszuarbeiten. Die archäologisch gewonnenen Daten werden ergänzt durch schriftliche Quellen zur politischen Geschichte und die Rekonstruktion der antiken Umwelt in Bakr Awa anhand umfassender bioarchäologischer und archäometrischer Analysen zu Wirtschaftsweise und Technologie, von Rohstoffen, Metallartefakten und Keramik sowie zur Herkunft und Zusammensetzung der Bevölkerung.Die geplante Feldforschung und Auswertung der Ergebnisse ist eingebettet in eine Reihe internationaler Forschungsvorhaben in der Region, für die Bakr Awa den wichtigsten Referenzort für die Bronzezeit darstellt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen