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Die historische Relevanz und politische Funktion der Brasilianischen Wahrheitskommission (2012-2014): Rezeption des Abschlussberichtes

Antragstellerin Dr. Nina Schneider
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 319180676
 
Untersuchungsgegenstand dieses Forschungsprojektes ist der Abschlussbericht der brasilianischen Wahrheitskommission (im Folgenden NTC genannt), der im Dezember 2014 erschien. Jahrzehnte lang hat Brasilien die Militärdiktatur (1964-1985) beschwiegen, ganz im Gegensatz zum weltweiten Trend, Rechenschaft für vergangene Menschenrechtsverbrechen einzufordern. Der Abschlussbericht ist der erste offizielle Bericht, der umfassend und mit uneingeschränktem Zugang zu den staatlichen Archiven, die systematischen Menschenrechtsverletzungen durch Staatsbedienstete während der Militärdiktatur aufdeckt. Während ihres zweijährigen Mandates (2012-2014), ist die NTC jedoch von verschiedenen Interessengruppen kritisiert worden, und ihre Arbeit wurde durch interne Konflikte zwischen den Kommissaren stark kompromittiert. Hauptziel des Projekts ist es, die historische Relevanz und gesellschaftspolitische Funktion der NTC zu bestimmen. Zu diesem Zweck sind zwei Zwischenschritte notwendig: (1) eine eingehende Analyse des Abschlussberichtes, und (2) eine Untersuchung wie und warum der Abschlussbericht von den wichtigsten Interessengruppen unterschiedlich rezipiert wurde. Auf Grundlage dieser Zwischenergebnisse kann das Projekt noch ungeklärte Fragen beantworten: Was war der Hauptzweck der NTC, an welche Gesellschaftsgruppen war sie primär gerichtet, und was war letztlich ihre sozio-politische Funktion? War die NTC von sowohl wahrgenommener als auch de facto historischer Relevanz für die brasilianische Gesellschaft, und wenn ja, für speziell welche sozialgesellschaftlichen Bereiche: (1) für die Beziehung zwischen den Opfern und dem Staat, (2) für Brasiliens internationale Reputation, (3) für Veränderungen im Polizei-und Justizsystem, etc.? Um diese Fragen zu beantworten, verwende ich folgende Methoden: (1) Medienanalyse der offiziellen Vorstellung des Berichtes sowie kontinuierliche Medienanalyse und Websites-Monitoring der wichtigsten Interessengruppen (Regierung, Wahrheitskommission, und Menschenrechtsgruppen), (2) qualitative und quantitative Textanalyse des NTC-Abschlussberichts (Inhalt, Erzählung, Ton, Hauptadressat, Jargon) mit Hilfe der Software Atlas.Ti, (3) teilnehmende Beobachtung bei offiziellen und zivilgesellschaftlichen Veranstaltungen zum Abschlussbericht, (4) Interviews mit bereits identifizierten Schlüsselpersonen (Mitgliedern der Nationalen Wahrheitskommission und der lokalen Wahrheitskomitees, Überlebenden). Das erwartete Ergebnis ist eine empirisch fundierte, umfassende Studie über den Abschlussbericht und seine Rezeption sowie eine grundsätzliche Einschätzung der historischen Bedeutung und politischen Funktion der brasilianischen Wahrheitskommission. Der theoretische Beitrag liegt darin, alternative Bewertungskriterien für Wahrheitskommissionen zu testen wie zum Beispiel die öffentliche Akzeptanz der Kommission oder der Beitrag des Berichtes zur Wissensproduktion.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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