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Jüdisch-Moralistische Literatur (Musar) der Frühen Neuzeit: 1600-1800

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 320105005
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Emmy Noether-Projekt „Jüdisch Moralistsiche Literatur der frühen Neuzeit“ hat erfolgreich neue Wege in der Erforschung jüdischer Moralliteratur (musar) beschritten. Zwischen 2017 und 2024 hat die Gruppe mit einer Vielzahl von Studien zu spezifischen Themen, Fragestellungen und Problemen, die in der musar-Literatur verhandelt werden, neue Forschungsimpulse gesetzt und dabei das große Potenzial aufgezeigt, das in der Auseinandersetzung mit diesem Phänomen in seinen verschiedenen soziohistorischen, sprachlichen und kulturellen Kontexten liegt. Darüber hinaus hat die Gruppe die Datenbank „Early Modern Musar in Print“ (EMMIP) entwickelt – ein Online-Tool, das einen einfachen Zugang zu bibliographischen Daten frühneuzeitlicher musar-Tecte ermöglicht. Derzeit enthält die Datenbank mehr als 2.100 Einträge zu Editionen, darunter ca. 500 eigenständige Werke. Sie ist damit die bisher umfangreichste Bibliographie jüdischer Moralschriften. EMMIP ist sowohl für Wissenschaftler*innen als auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich und stellt ein ideales Hilfsmittel für die Lehre dar. Sie bietet Lehrenden und Lernenden gleichermaßen die Möglichkeit, dieses zentrale Thema der jüdischen Geistesgeschichte intuitiv zu vermitteln und zu erlernen, und veranschaulicht die Produktion und Verbreitung von musar in der frühen Neuzeit. Der Ausgangspunkt der Gruppe bestand darin, musar in erster Linie als einen spezifischen Denkemodus zu betrachten und musar-Bücher dementsprechend als literarische Ausdrucksformen dessen, was ein(e) bestimmte(r) Autor*in in einem bestimmten Kontext und für eine bestimmte Zielgruppe als moralisch angemessen oder unangemessen erachtete. Ausgehend von dieser These hat sich gezeigt, dass sich musar in verschiedenen Genres, in verschiedenen stilistischen Gewändern und in verschiedenen Sprachen manifestiert. Musar kann auf die Verfeinerung des moralischen Charakters abzielen (Tugendethik), die Bedeutung religiöser Pflichten (Deontologie) betonen oder die Folgen menschlichen Handelns (Konsequentialismus) in den Vordergrund stellen. Musar kann allgemeine Prinzipien zur spirituellen Optimierung propagieren oder klare Anweisungen für das alltägliche Verhalten geben. Es kann diese Ideen sowohl affirmativ als auch auch bewusst negativ vermitteln. Die Forschungsarbeiten der Emmy Noether-Gruppe lieferten nicht nur wichtige Erkenntnisse über die bisher wenig beachtete Vielfalt von musar und den darin propagierten Moralvorstellungen. Sie beleuchteten auch die unterschiedlichen Formen der Umsetzung solcher Ideale. Mit dem Mus|ar|t Artist-in-Residence-Programm - einer Kooperation mit dem Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U) und der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK) - erweiterte die Forschungsgruppe im letzten und sechsten Jahr ihren Blick und wandte experimentellere Methoden an, die einen Transfer durch die zeitgenössische Kunst ermöglichten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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