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Dynamische Figurationen von Flüchtlingen, Migranten und Altansässigen in Jordanien seit 1946: Zwischen erfolgreichem und konfliktreichem Zusammenleben?
Antragstellerin
Professorin Dr. Gabriele Rosenthal
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321047406
Die im Erstantrag gestellten Forschungsfragen thematisierten die Veränderungen der Figurationen von verschiedenen Gruppierungen von Flüchtlingen (d.h. Geflüchteten und ihren Nachkommen) und Altansässigen in Jordanien sowie die handlungspraktische Herstellung von Stabilität im Alltagsleben. Ein wesentliches Ergebnis unserer bisherigen Untersuchung sind die im Unterschied zu unseren auf Literaturrecherchen begründeten Vorannahmen empirisch beobachtbare weitaus stärkere Differenzierung der in Jordanien lebenden Gruppierungen und die damit zusammenhängend weitaus komplexeren und differenzierteren Figurationen. In der Fortsetzungsperiode unseres Projektes wird es darum gehen, aus sowohl dem vorliegenden umfangreichen Datenmaterial als auch wenigen, sehr gezielt angelegten Nacherhebungen weitere empirische Sättigung für unsere Annahmen zu dieser Komplexität zu erhalten. Die Nacherhebungen sollen auch dazu dienen, weitere Gespräche in jenen Gruppierungen zu führen, die eher zu den Außenseitern bzw. Marginalisierten in unserem Sample gehören. Insgesamt geht es uns darum aufzuzeigen, wie sich in der gegenwärtigen Situation im Großraum Amman mit der Aufnahme einer großen Anzahl von Geflüchteten die Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppierungen oder Wir-Gruppen gestalten und welches Konfliktpotential damit verbunden ist. Bisher gelang es uns recht gut, die Geschichte und die gegenwärtigen Dynamiken in den einzelnen Gruppierungen sowie sowohl deren Wir-Bilder als auch deren Sie-Bilder herauszuarbeiten. Es bedarf jedoch noch weiterer gezielter Analyse hinsichtlich der konstitutiven Faktoren für die unterschiedlichen Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppierungen und Gruppen. Vier spezifische Themen und Fragestellungen werden hierbei im Mittelpunkt stehen:a) Die Bedeutung von Patronagenetzwerken. Diese sind u.E. ein zentraler Ansatzpunkt, um die Figurationen der Gruppierungen und Wir-Gruppen zueinander zu verstehen. b) Unterschiedliche Gruppierungen von Palästinensern. Der Befund zu den sehr unterschiedlichen Gruppierungen bedarf einer weiteren Analyse zu deren Verhältnis(sen) zueinander und insbesondere zu den Altansässigen.c) Prekäre Milieus vs. Mittelschichtmilieus. Hier verfolgen wir die Frage, inwiefern sich die Figurationen von Altansässigen und Gruppierungen von Flüchtlingen sowie die der verschiedenen (Sub-)Gruppierungen in den stärker prekarisierten Milieus Ost-Ammans in anderer Weise zeigen und verhandelt werden als in Ammans Mittelschicht(en). d) Sudanesen – eine Gruppierung von Außenseitern, die nicht aus dem Nahen Osten stammt. Wir planen unsere bisherigen Befunde mit einer Gruppierung zu kontrastieren, bei der die von uns bereits diskutierten Formen homogenisierender Wir-Bilder auf der Basis einer gemeinsamen Zugehörigkeit zum arabischen Nahen Osten und eines entsprechenden (situativen) Managements kollektiver Zugehörigkeiten möglicherweise nicht ‚greifen‘ oder variiert bzw. differenziert werden müssen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen