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Wie die heutige Belastung mittelfristig zum Nutzen führt: Eine integrative Perspektive auf die Folgen von Proaktivität in der Arbeit für das Wohlbefinden

Antragstellerin Professorin Dr. Doris Fay
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322177665
 
Die Forschung zu proaktivem Verhalten bei der Arbeit nimmt stetig zu. Proaktives Verhalten beinhaltet, eigenständig Handlungen zu initiieren die darauf abzielen, positive Veränderungen zu bewirken (Frese & Fay, 2001; Parker, Bindl, & Strauss, 2010). Zahlreiche theoretische Ansätze sowie Befunde geben Einblicke in Antezedenzien proaktiven Verhaltens; als Folgen wurden bislang vorwiegend leistungsbezogene Outcomes betrachtet. Welche Auswirkungen proaktives Verhalten für das Wohlbefinden der proaktiv Handelnden hat, hat kaum Aufmerksamkeit erhalten. Die wenigen Studien zum Effekt auf Wohlbefinden legen eine komplexe Beziehung nahe, weil zwei widersprüchliche Befunde integriert werden müssen. Einerseits zeigen Proaktivität und ihr verwandte Konstrukte ein hohes Maß an Stabilität über die Zeit hinweg (Frese, Garst, & Fay, 2007; Li, Fay, Frese, Harms, & Gao, 2014). Andererseits geben unsere aktuellen Studien Hinweise darauf, dass Proaktivität Kosten für das Wohlbefinden mit sich bringt. Proaktivität resultiert in einer erhöhten täglichen Kortisolausschüttung und Müdigkeit (Fay & Hüttges, 2015), und geht längerfristig unter bestimmten Bedingungen mit erhöhter Beanspruchung einher (Strauss, Parker, & O'Shea, 2016). Zusammen genommen weisen diese Forschungsergebnisse auf einen Widerspruch hin: Wenn proaktives Verhalten Kosten für das Wohlbefinden birgt, warum erhalten Individuen ihr proaktives Verhalten dann überhaupt aufrecht? Zur Auflösung schlagen wir ein theoretisches Modell vor, welches nicht nur die Effekte von Proaktivität auf das hedonistische Wohlbefinden betrachtet, sondern auch auf das eudaimonische. In der arbeitspsychologischen Forschung findet eudaimonisches Wohlbefinden erst seit kurzem Berücksichtigung (Sonnentag, 2015). Unser Modell postuliert, dass proaktives Verhalten zwar Kosten im Sinne des hedonistischen Wohlbefindens mit sich bringen mag, aber dass sich gleichzeitig bzw. längerfristig positive Effekte auf das eudaimonische Wohlbefinden entwickeln. Das Zusammenspiel dieser Effekte können die augenscheinlich widersprüchlichen Ergebnisse erklären. Desweiteren hat die Forschung zu Proaktivität bisher kaum die Landeskultur als Kontext berücksichtigt. Die Werte, Erwartungen und Verhaltensnormen, die mit einer bestimmten Kultur assoziiert sind, haben wahrscheinlich auch einen Einfluss auf den Zusammenhang von Proaktivität und Wohlbefinden. Da proaktives Verhalten veränderungsorientiert ist, wird es in Ländern mit höherer Unsicherheitsvermeidung wahrscheinlich anstrengender sein. Frankreich und Deutschland unterscheiden sich deutlich in ihrem Grad an Unsicherheitsvermeidung; daher sind diese für einen Kulturvergleich bestens geeignet (Chhokar, et al., 2007). Der vorliegende Forschungsantrag beinhaltet drei empirische Studien. Diese sind so angelegt, dass kurz-, mittel- und langfristige Effekte von Proaktivität auf Wohlbefinden abgebildet werden können. Alle Studien stellen interkulturelle Vergleiche an.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Mitverantwortlich(e) Dr. Tina Urbach
 
 

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