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Ökologie und Evolution von kooperativer Pilzzucht bei Käfern

Fachliche Zuordnung Evolution, Anthropologie
Biochemie und Physiologie der Tiere
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322563882
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Kooperation ist in der Natur allgegenwärtig, und ihre Evolution hat Generationen von Evolutionsbiolog:Innen vor Herausforderungen gestellt. Heute sind viele Grundlagen der sozialen Evolution weithin anerkannt, aber wichtige Fragen bleiben ungelöst. So ist beispielsweise der stärkste Ansatz in der Evolutionsbiologie, nämlich die experimentelle Evolution von Sozialverhalten bei Tieren noch nicht gelungen. Weiters kann uns die Pilzzucht, die manche soziale Insekten betreiben, möglicherweise Ideen für unser menschliche Landwirtschaft geben, was die Förderung unserer Kulturpflanzen und die spezifische Unterdrückung von Pathogenen betrifft. In diesem Emmy-Noether-Projekt haben wir verschiedene Borken- und Ambrosiakäferarten und verschiedene methodische Ansätze verwendet, von Verhaltensstudien, experimenteller Evolution, chemischen Analysen, ökologischer Stöchiometrie, mikrobiellen und olfaktorischen Bioassays bis hin zu modernen Sequenzierungstechnologien, um die oben genannten Hauptfragen und einige kleinere Fragen zum Sozialverhalten, zu den Wechselwirkungen zwischen Sozialverhalten und Pilzmutualismus und zu den Wechselwirkungen zwischen bakteriellen und pilzlichen Symbionten zu beantworten. Auch wenn es uns nicht gelungen ist, mit zwei verschiedenen Ansätzen ein höheres Sozialverhalten bei Ambrosiakäfern zu selektieren, so haben wir sowohl klare Zeichen für Koevolution zwischen Käfer und Symbionten als auch adaptiertem Sozialverhalten finden können. Unter anderem können Ambrosiakäfer ihre verschiedenen Symbionten anhand ihrer Duftstoffe identifizieren und sind in der Lage das Wachstum ihrer Nahrungspilze gegenüber Pilzkonkurrenten aktiv zu fördern. Indirekt tun sie dies, indem sie ein ethanolreiches Holzsubstrat auswählen, auf dem ihre Nahrungspilze besser in der Lage sind, Konkurrenten auszustechen. Außerdem sind sie mit Streptomycetes und Pseudomonas Bakterien assoziiert, wobei erstere selektiv alle Pilze außer ihrer Nahrungspilze im Wachstum hemmen, und letztere die Nahrungspilze durch die Produktion eines Lipopolysaccharids zur Fruchtkörperbildung anregen. Generell haben wir starke Hinweise darauf gefunden, dass das Symbiontenmanagement die stärkste evolutionäre Triebkraft für das Sozialverhalten von Ambrosiakäfern ist und ihre Sozialsysteme durch die Langlebigkeit des Holzsubstrats begrenzt sind. Nachdem wir die wichtige Rolle des mikrobiellen Managements bei Ambrosia-Käfern bewiesen haben, schlagen wir vor, dass die Interaktionen mit Mikroben auch bei anderen sozialen Insekten ein unterschätzter Faktor für die Evolution von Sozialität sein könnte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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