Detailseite
Religion und Selbstbehauptung. Christentum und Reformbuddhismus in Siam im 19. Jahrhundert
Antragsteller
Professor Dr. Sven Trakulhun
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Asienbezogene Wissenschaften
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Religionswissenschaft und Judaistik
Wissenschaftsgeschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Religionswissenschaft und Judaistik
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322901225
Das Forschungsprojekt will Prozesse des Wissensaustauschs im Medium religiöser Kommunikation untersuchen. Mit dem Auftreten der ersten protestantischen Missionare in Siam um 1830 wurde das Feld der Religion zum ersten und zunächst auch wichtigsten Austragungsort eines tiefgreifenden weltanschaulichen Konflikts zwischen der siamesischen traditionellen buddhistischen Kosmologie und den Wissensordnungen der expandierenden Kulturen Europas und Nordamerikas. Die intellektuelle Auseinandersetzung mit den epistemischen Grundlagen des westlichen Denkens mündete in ein Zeitalter weitreichender politischer, ökonomischer und religiöser Reformen in Siam, dessen Geschichte dieses Projekt im Hinblick auf seine religiöse Dimension neu beleuchten will. Dem Projekt liegen drei Arbeitshypothesen zugrunde: Erstens: die Lehren des Christentums spielten eine zentrale Rolle für die Transformation des siamesischen Buddhismus im 19. Jahrhundert, auch wenn die christliche Mission im Hinblick auf die Anzahl an Konversionen als Fehlschlag betrachtet werden muss. Zum einen diente das Christentum den siamesischen Gelehrten als Mittel, um das Eigene vom Fremden zu trennen, zum anderen entstand im interreligiösen Vergleich eine moderne Form des Buddhismus, der den Geltungsansprüchen des Christentums machtvoll entgegentreten konnte. Zweitens: dieser moderne Buddhismus wurde nicht nur zu einer wichtigen Ressource kultureller Selbstbehauptung gegenüber den Herausforderungen der kolonialen Moderne, sondern auch zu einer Grundlage für spirituelle Herrschaftsansprüche, die Siam im 19. Jahrhundert gegenüber anderen Ländern des Theravada-Buddhismus erhoben hat. Drittens wird hier angenommen, dass der siamesische Buddhismus im 19. und frühen 20. Jahrhundert mit einem globalen Diskurs über den Buddhismus in Verbindung stand, der so unterschiedliche Weltregionen wie Sri Lanka, Südostasien, Europa und die USA auf bisher wenig erforschte Weise miteinander verknüpfte. Auf der Grundlage gedruckter zeitgenössischer Quellen in Thai und westlichen Sprachen sowie mithilfe bisher wenig benutzter missionarischer Archivquellen sollen fünf konkrete Kontexte analysiert werden: 1) die persönlichen, religiösen und intellektuellen Hintergründe vornehmlich protestantischer Missionare, die in Siam im 19. Jahrhundert tätig waren; 2) Formen der Übersetzung religiösen und kulturellen Wissens zwischen Siam und dem Westen im missionarischen Kontext und ihre Bedeutung für die politischen und religiösen Debatten im 19. Jahrhundert; 3) die intellektuellen Strategien der siamesischen Gelehrten in der Auseinandersetzung mit dem Christentum und der Bedrohung durch den europäischen Kolonialismus; 4) die Anstrengungen der siamesischen Könige und der Geistlichkeit, den siamesischen Reformbuddhismus in den Ländern des Theravadabuddhismus und insbesondere in Sri Lanka zu verbreiten; 5) die Rückwirkungen des reformierten siamesischen Buddhismus auf religiöse Debatten in Europa und den USA.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
