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Untracked or off-track? Ungleichheiten in den Bildungschancen und Gesamtschulen in Deutschland
Antragstellerin
Dr. Camilla Borgna
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323953877
Soziale Ungleichheiten beim Bildungserwerb sind ein fester Bestandteil moderner Gesellschaften. Doch der Grad zu dem individuelle Bildungsergebnisse von der sozialen Herkunft beeinflusst werden, variiert zwischen verschiedenen institutionellen Kontexten (Shavit and Blossfeld 1993; Erikson and Jonsson 1996; Breen et al. 2009). Die in Deutschland vergleichsweise stark ausgeprägte Bildungsungleichheit wird häufig auf die starre Struktur des Schulsystems zurückgeführt: Schülerinnen und Schüler werden schon früh auf verschiedene Schulformen kanalisiert, die die Grenzen ihrer künftigen Bildungswege definieren. In den letzten Jahren wurde im Rahmen einer Reihe von Reformen versucht, die Strukturen des Schulsystems flexibler zu gestalten. Damit sollte das Ziel erreicht werden, die Ungleichheit der Bildungschancen zu reduzieren. Insbesondere die steigende Zahl der Gesamtschulen als Alternative zu den traditionellen Schulformen, könnte neue Bildungschancen für Schüler und Schülerinnen aus benachteiligten Verhältnissen eröffnen. Allerdings wissen wir erstaunlich wenig darüber, wer Zugang zu Gesamtschulen hat und welche Konsequenzen der Besuch dieser Schulform für die Kompetenzentwicklung und den Bildungserwerb hat. Ziel des beantragten Projektes ist zu untersuchen, ob, für wen und unter welchen Kontextbedingungen Gesamtschulen Bildungschancen erhöhen können. Konkret wird zum einen untersucht, welche individuellen und institutionellen Faktoren den Zugang zu Gesamtschulen beeinflussen, und zum anderen, ob der Besuch dieser Schulform bessere Bedingungen für die Kompetenzentwicklung bietet und die Chancen auf einen Sekundarschulabschluss erhöht. In beiden Teilen des Forschungsprojekts wird besonderes Augenmerk auf die Heterogenität der Effekte zwischen verschiedenen Leistungsstufen und nach sozialem Hintergrund gelegt. In diesem Zusammenhang soll das Projekt auch zur Klärung der Frage beitragen, ob Gesamtschulen dem (bildungspolitischen) Ziel gerecht werden, die gegebene starke Chancenungleichheit im deutschen Bildungssystem zu reduzieren. Auf einer theoretischen Ebene soll unser Verständnis der Prozesse vertieft werden, durch die soziale Selektion an Gesamtschulen stattfindet und wie der Besuch einer Gesamtschule auf die Kompetenzentwicklung und den Bildungserwerb wirkt. Das Projekt konzentriert sich auf die Schülerinnen und Schüler, die in den Jahren 2010/11 erstmals eine Gesamtschule besuchten. Dafür werden Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) analysiert. Die Startkohorten 3 und 4 werden im Rahmen eines Matchings zusammengeführt, um ein erweitertes Panel mit Schülerinnen und Schülern der 5. bis 13. Klasse zu erhalten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen