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Die Essenz des Geistes: Der Glaube an einen Körper-Geist Dualismus ermöglicht die flexible Zuschreibung von geistigen Zuständen zu menschlichen und nicht-menschlichen Entitäten, was sowohl verstärkte Antrophomorphisierung als auch Infrahumanisierung nach sich zieht.

Antragsteller Dr. Matthias Forstmann
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 324325588
 
Menschen neigen dazu, die von ihnen täglich verarbeiten Informationen zu nutzen um verschiedene Laientheorien bezüglich der Funktionsweise der sozialen und nicht-sozialen Welt aufzustellen. So unterscheiden sie sich beispielsweise hinsichtlich ihrer intuitiven und expliziten Überzeugung bezüglich des Zusammenhangs zwischen Körper und Geist - unter Philosophen auch als Leib-Seele-Problem bekannt. Es zeigte sich, dass diese Überzeugung entscheidende kognitive und verhaltensbezogene Folgen mit sich bringt. Basierend auf der Hypothese, dass eine dualistische Sichtweise auf die Beziehung zwischen Körper und Geist ein entwicklungspsychologisches Nebenprodukt unserer Fähigkeit ist mentale Zustände Anderer zu inferieren, hat jüngste Forschung gezeigt, dass das Ausmaß an Körper-Geist Dualismus die Neigung von Menschen zur räumlichen und konzeptionellen Perspektivübernahme kausal bestimmt. Im Einklang mit der Theorie eines natürlichen Auftretens dualistischer Überzeugungen zeigt weitere Forschung, dass die meisten Menschen tatsächlich ein intuitives Verständnis für einen vom Körper unabhängigen Geist haben, unabhängig von ihren expliziten Überzeugungen: In einem Gedankenexperiment schrieben sie einem physikalisch duplizierten Lebewesen eine stärkere Beibehaltung körperlicher als geistiger Eigenschaften zu. Dieser Effekt zeigte sich verstärkt bei kognitiver Belastung oder nach Aktivierung intuitiven Denkens, was die Annahme eines dualistischen Grundzustandes weiter untermauert. Es bleiben jedoch die Fragen, wie genau Menschen, die explizit oder intuitiv einen Körper-Geist Dualismus vertreten, den Geist konstruieren, wenn dieser nicht als physisch angesehen wird und was dies für Folgen im Bereich der sozialen Wahrnehmung haben kann. Der vorliegende Forschungsantrag wird sich der Untersuchung dieser beiden Fragen widmen. Verstehen Dualisten den Körper nicht als zwingende Voraussetzung eines Geistes, sollte dies ihnen eine flexiblere Zuschreibung geistiger Zustände zu menschlichen und nicht-menschlichen Entitäten ermöglichen. Folglich sollte es ihnen leichter fallen, lebenden oder nicht-lebenden Entitäten ohne menschliche Gehirne einen menschlichen Geist zuzuschreiben (Anthropomorphisierung), sowie anderen menschlichen Wesen trotz Daseins eines Gehirns bestimmte geistige Eigenschaften abzusprechen (Infrahumanisierung). Falls dies so ist, so stellt sich die Frage, ob Dualisten den Geist tatsächlich als immaterielle Essenz oder Substanz wahrnehmen, die einem Körper lediglich anhaftet. Zu diesem Zweck wird in einer zweiten Forschungslinie getestet, ob sich geistige Zustände für Dualisten nach den Regeln der 'Kontaktmagie' verhalten und ob Dualisten geneigt sind, menschliche Schöpfungen im Sinne des 'erweiterten Selbst' zu verstehen. Beide Phänomene werden sowohl separat als auch gemeinsam in Bezug zu expliziten und intuitiven dualistischen Überzeugungen untersucht. Dies geschieht mit Hilfe von korrelativen, experimentellen, und mediationsbasierten Versuchdesigns.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
Gastgeber Dr. Paul Bloom
 
 

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