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Alttibetische Annalen: Eine umfassende Textgrammatik. Teil II

Antragstellerin Dr. Joanna Bialek
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 324476415
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Hauptanliegen des Projekts, das in zwei Phasen realisiert worden ist, bestand darin, die erste ausführliche grammatische und lexikalische Beschreibung eines alttibetischen Texts, der Alttibetischen Annalen I (OTA-I; PT 1288 & ITJ 750), zu leisten. Alttibetisch ist die älteste bekannte tibetische Sprache und, nach Chinesisch und Pyu, die drittälteste Trans-Himalayische Sprache, die in einer schriftlichen Form historisch belegt ist. Auf Grund des spezifischen Charakters des Primärkorpus, vor allem seiner annalistischen Struktur und Inhalt, sind nicht alle grammatischen Phenomena, die Alttibetisch kennzeichnen, in diesem Korpus anzutreffen. Damit die Lücken in der grammatischen Beschreibung der sprachlichen Grundelemente geschlossen werden konnten, musste der sekundäre Korpus, der alle zugänglichen alttibetischen Texte umfasst, herangezogen werden. Das zentrale Anliegen des Folgeprojekts, das in der zweiten Phase realisiert worden ist, war die Ausarbeitung ausgewählter Themen zu Textebenen über einfache Sätze hinaus. Damit war der Fokus primär auf komplexe Sätze und Diskursrelevante Phenomena ausgerichtet, die, unter anderem, Switch-Reference, die Deletion von Argumenten sowie die Verknüpfung von Teilsätzen umfassen. Ein wichtiger Beitrag besteht darin, dass grammatische Kategorien des Subjekts, des direkten und indirekten Objekts sowie des Obliques als für die Beschreibung tibetischer Sprachen relevante Begriffe definiert worden sind. Darüber hinaus hat eine ausführliche Analyse der komplexen Textstrukturen Prozesse und Konstruktionen offenbart, die in der bisherigen Literatur zur tibetischen Linguistik keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Die wichtigsten von ihnen sind: participial adverbial clause, R-dislocation, relative clause extraposition, Antipassiv, derivativer Applikativ in r-, analytischer Applikativ in grogs byed, intransitive und transitive Impersonalkonstruktionen, Impersonalpassiv, Inkorporation, und cognate object Konstruktion. Die im Rahmen des Projektes verfasste alttibetische Grammatik wird nicht nur die Interpretation und Übersetzung der äußerst anspruchsvollen Texte erleichtern, sondern auch unser Verständnis der tibetischen Sprachen, vor allem in ihrer historischen Entwicklung, vertiefen. Die umfassende Dokumentierung einer der ältesten Trans-Himalayischen Sprachen ist gleichfalls von besonderer Bedeutung für die Rekonstruktion der immer noch nur ungenügend erforschten Sprachfamilie. Als sekundäres Ziel des Forschungsvorhabens ist ein Open-Access-Wörterbuch online veröffentlicht worden, das die Ergebnisse der lexikologischen Analysen des Vokabulars der Alttibetischen Annalen, inklusive der Eigennamen, inkorporiert. Die Applikation ist mit der Absicht entwickelt worden, dass künftige Studien zum alttibetischen Lexikon Daten liefern werden, die in das Wörterbuch eingespeist werden könnten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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