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Vorarbeiten zu einer Grammatik der hieroglyphischen Urkunden der 18. Dynastie - Die königlichen Stelen bis einschließlich Amenophis III.

Antragsteller Dr. Marc Brose
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 325109157
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ganz allgemein lässt sich die Grammatik der Sprache der königlichen Stelen der 18. Dynastie vor der Amarna-Zeit als klassizistisches Mittelägyptisch einschätzen, das die klassische Sprache des Mittleren Reiches zu reproduzieren anstrebt und darin weitgehend erfolgreich ist. Andererseits treten diverse Abweichungen auf, und zwar zum einen Neuägyptizismen in merklicher Anzahl, die mit der Zeit quantitativ zunehmen. Hinzu kommt ein merklicher Anteil an neuem Vokabular, sowohl Konkreta und Lehnwörter als auch Synsemantika, vor allem Präpositionen. Selten treten zudem Altägyptizismen (Charakteristika der Sprache des Alten Reichs; ca. 2600–2150 v.u.Z.) auf, ebenfalls selten „Klassizismen“, also Bildungen, die der der Mittleren-Reichs-Sprache nachempfunden wurden und dazu zugehörig halten könnte, es aber nicht sind. Es gibt jedoch keine regelhafte Verteilung oder gar eine strickte Korrelation der Phänomene. Bisherige Prädikate wie „Silver Age“ oder „Spätmittelägyptisch“ sind unter diesem Gesichtspunkt nicht mehr angebracht, weil sie zu einseitig auf den sprachlichen Progress abgezielt haben, dieser aber nur eines von mehreren relevanten Kriterien darstellt. Den Kontrapunkt zur Hauptuntersuchung, die als grammatischer Querschnitt angelegt war und die Faktoren Diachronie, Register und Textgenre weitgehend außen vor gelassen hat, bildete die Betrachtung einer Auswahl von Stelen mit vorrangig großem Textumfang und die Erstellung eines Befundes, inwiefern und in welcher Menge Abweichungen von der „Idealgrammatik“ auftreten mochten. Die wichtigsten Ergebnisse sind: Es gibt grundsätzlich immer Abweichungen von der Idealgrammatik, kein einziger Text ist frei davon, auch wenn manche Texte, bspw. die Poetische Stele von Thutmosis III., diesem Ideal sehr nahe gekommen sind. Grundsätzlich hängt dies von den oben genannten Faktoren ab. Insbesondere dokumentarische Texte und verwandte wie kompositorische Berichte und Annalen [d.h. niederes Register] weisen einen höheren qualitativen und quantitativen Anteil an Neuägyptizismen auf. Es gibt jedoch aufgrund der Heterogenität des Korpus keine extrahierbaren exakten Regeln, welche Phänomene für einen Zeitraum, ein Register oder ein Genre charakteristisch wären. Hinzu kommt noch ein weiterer Faktor, und zwar die individuellen Fähigkeiten der Textkomponisten, Texte in klassischer Grammatik zu produzieren. Dass dieser Faktor wohl eine Rolle spielte, zeigt sich etwa am Vergleich der Gebel-Barkal-Stele und der Armant-Stele von Thutmosis III., die dem gleichen Genre angehören, inhaltlich und stilistisch ähnlich sind, sich aber bezüglicher nennenswerter Phänomene doch auffällig unterscheiden. Was den größeren diachronen Rahmen betrifft, also wie die königlichen Stelen des untersuchten Korpus sich zu denen der 2. Zwischenzeit und denen ab der Amarna-Zeit verhalten, so kann anhand der vorgenommenen Stichprobe folgendes konstatiert werden: Der Befund der Stelen der 2. Zwischenzeit ähnelt im Großen und Ganzen dem des hiesigen Korpus, wobei es mit den Kamose-Stelen einen Ausreißer gibt, der anteilsmäßig neuägyptischer ausgefallen ist als viele spätere Stelen der 18. Dynastie. Texte der Amarna-Zeit zeichnen sich, wie bereits angemerkt wurde, durch eine sichtbare Vermehrung der Neuägyptizismen aus, und zwar so sehr, dass man sie eher als „Quasi-Neuägyptisch mit Mittelägyptizismen“ klassifizieren möchte. Zumindest bei den hier untersuchten Grenzstelen von Amarna, die sehr bekannte Vertreter aus Amarna repräsentieren, ist dies der Fall. Was in der Forschung zur besseren Beurteilung der Lage fehlt, wäre eine aktuelle Referenzgrammatik der Amarna-Texte, die über die veraltete und beispielarme Zusammenstellung von F. Benk von 1930 hinausgeht. An Stelen der Nach-Amarna-Zeit wurden untersucht: Die Restaurationsstele des Tutenchamun, die im Kontrast zu den Grenzstelen sehr konservativ gestaltet; und das Dekret des Haremhab, dessen Sprache einen eigenartigen Hybrid aus Mittel- und Neuägyptisch darstellt, der dann für viele hieroglyphische Urkunden der 19. Dynastie charakteristisch ist [Hinweis: Dies gilt nur oberflächlich, weil auch zu diesen Texten eine Referenzstudie fehlt]! Zur Phraseologie ist festzustellen: Statt der nicht realisierbaren Belegsammlung nach inhaltlichen Gesichtspunkten wurde innerhalb der Projektmonographie am Ende der einzelnen Kapitel eine Sammlung von Phrasen und Formulierungen zusammengetragen, die von den jeweils besprochenen grammatischen Sachverhalten tangiert worden sind. Aufgrund dieser Erstaufnahme kann vorläufig gesagt werden, dass eine allgemeine Zitatfreude von Phrasen bestand. Man hat jedoch nicht immer nur zitiert, sondern manches Mal auch variiert, und dann gelegentlich auch Ungenauigkeiten/Fehler (nach moderner Einschätzung) fabriziert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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