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Welche kognitiven Repräsentationen liegen Urteilen ohne Rückmeldung zugrunde?

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 325158006
 
Urteile zu bilden ist eine wichtige Kompetenz im persönlichen und professionellen Umfeld. Personen bilden spontan einen ersten Eindruck von Fremden aufgrund ihres Aussehens, Angestellte priorisieren ihre Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit und Dozierende bewerten Aufsätze von Studierenden anhand der Argumente und des Schreibstils. Das Ziel der Urteilsforschung ist zu verstehen, wie Menschen mehrere Informationen zu einem genauen Urteil integrieren und ihr Wissen über Rückmeldung korrigieren. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass Personen abhängig von der Art der Urteilsaufgabe unterschiedliche kognitive Repräsentationen konstruieren, regel- und ähnlichkeitsbasierte. Alltägliche Urteile beinhalten jedoch oftmals weder eine normativ richtige Antwort, noch erhält der Urteiler regelmäßig eine externe Rückmeldung. Wie Personen lernen solche unüberwachten Urteile zu fällen, wurde in der Urteilsforschung bislang wenig beachtet. Angewandte Forschung hat stärker betrachtet, welche Informationen Menschen bei unüberwachten Urteilen heranziehen, und ebenso argumentiert, dass Personen verschiedene Repräsentationen formen. Allerdings hat diese Forschung kaum formalisiert, wie Menschen unüberwachte Urteilsprobleme lösen, und den Einfluss der Urteilsaufgabe auf Entstehung unterschiedlicher Repräsentationen vernachlässigt.Das Ziel des Projekts ist es, diese Lücke zu schließen und in vier Studien zu betrachten, wie Menschen urteilen, wenn sie keine Rückmeldung erhalten. Studie 1 untersucht systematisch, ob die Art der Urteilsaufgabe beeinflusst, welche Repräsentationen Menschen bei unüberwachten Urteilen bilden und vergleicht diese mit Repräsentationen in Urteilsaufgaben mit Rückmeldung. Studie 2 und 3 betrachten genauer, wie verschiedene Repräsentationen im Lernverlauf entstehen können. Studie 2 untersucht, ob Personen neue Informationen noch heranziehen, nachdem sie eine anfängliche Repräsentation ausgebildet haben, und ob diese Information in die bestehende Repräsentation integriert wird. Studie 3 hingegen betrachtet, wie neue Informationen mit bestehenden Repräsentationen interferieren und das anfängliche Urteil verzerren können. In Studie 4 soll schließlich ein kognitives Model entwickelt werden, dass genauere Vorhersagen darüber erlaubt, wie die Urteilsaufgabe mit dem Lernprozess zusammenspielt, so dass unterschiedliche Repräsentationen entstehen.Zusammenfassend soll das Projekt aufdecken, wie Menschen Urteile bilden, wenn sie keine Rückmeldung erhalten. Indem wir die Urteilsaufgabe systematisch variieren und den Lernverlauf genau nachzeichnen, erweitert das Projekt unser Wissen darüber, wie Menschen verschiedene Repräsentationen etablieren und diese später anpassen. Zu verstehen, welche kognitiven Repräsentationen Menschen ohne Rückmeldung konstruieren, wird uns hoffentlich einen neuen Blick auf die Frage ermöglichen, welche Annahmen Menschen in alltägliche Urteile einfließen lassen und wie man diese verbessern kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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