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Ein Leitmedium für Politik und Kultur. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung von ihrer Gründung 1949 bis heute
Antragsteller
Professor Dr. Peter Hoeres
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 325301433
Das Projekt untersucht die Geschichte der FAZ im Kontext der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Bundesrepublik und in der Funktion als Leitmedium, das Wissen und Orientierung für Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft im In- und Ausland zur Verfügung stellte. Dabei kann das Vorhaben auf ein bereits laufendes, von der DFG gefördertes Teilprojekt zum Wirtschaftsressort der FAZ aufbauen und hier gesammelte Erfahrungen nutzen. Die Leitfragen des Projekts zielen darauf, wie die organisationale Identität der Zeitung im Hinblick auf den stets bedrohten journalistischen Zentralwert der Unabhängigkeit hergestellt wurde, wie diese tradiert, verändert, kommuniziert und rezipiert wurde. Prozesse der Politisierung und Profilbildung sollen dabei ebenso wie die Ausbildung eines Binnenpluralismus analysiert werden. Der zweite Fragenkatalog richtet sich, systemtheoretisch grundiert, darauf, wie die Zeitung als Element des Mediensystems Leistungen für die funktionalen Systeme von Politik, Kultur und Wissenschaft zur Verfügung stellte und diese irritierte, ihrerseits aber auch von diesen durch Interventionen irritiert wurde. Methodisch kombiniert das Projekt die sozialwissenschaftliche Praxis systematischer Zufallsauswahl mit einer medienhistorisch erprobten ereignis-, akteur- und themenbezogenen Quellenselektion. Grundlage ist hierfür das bisher noch nicht umfassend ausgewertete digitale Volltextarchiv der FAZ. Hinzu kommen als Quellen Herausgeberprotokolle sowie die Nachlässe zahlreicher Journalisten und Wissenschaftler, ferner die Berichterstattung der Konkurrenzmedien und Archivalien aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Quellenlage kann damit als außergewöhnlich gut bezeichnet werden. Die Leitfragen sollen in zwei Teilprojekten beantwortet werden, die sich an der Ressorteinteilung in Politik und Feuilleton orientieren. Für das Politikressort wird erstens die Geschichte des Weltblattes vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, der Dekolonialisierung und des politisch-kulturellen Austausches im Westen analysiert. Zweitens wird das politische Buch untersucht im Kontext der Fundamentalliberalisierung und Westernisierung sowie der Polarisierung des Medienbereichs. Dabei wird der spezifische Beitrag der Zeitung zu diesen Basistrends und zu deren Medialisierung herauszuarbeiten sein, um damit die Reichweite der Unabhängigkeit und die Grenzen einer spezifischen FAZ-Identität taxieren sowie die Basistrends mediengeschichtlich evaluieren zu können. Das Feuilleton wird als Debattenressort mit dem Anspruch, wichtige Debatten zu setzen, zu prägen und zu entscheiden, untersucht. Zweitens wird ein Schwerpunkt auf Public History, also den öffentlichen Gebrauch der Geschichte gelegt. Die in den Teilprojekten erzielten Ergebnisse bilden zusammen mit weiteren Recherchen die Grundlage, um eine Gesamtdarstellung der Geschichte der FAZ zu verfassen, welche in die regionale, bundesdeutsche und transnationale Zeitgeschichte eingebettet werden soll.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen