Detailseite
Projekt Druckansicht

Schmerzbezogene Aufmerksamkeit: Hilft es, an Hawaii zu denken? - Wie Schmerzkontrollstrategien auf schmerzbezogene Aufmerksamkeitsbiases wirken

Antragstellerin Dr. Nina Kreddig
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2016 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 325328954
 
Schmerz ist ein weltweit verbreitetes Problem. Schmerz ist jedoch nicht rein organisch: 80% der Rückenschmerzfälle zeigen z.B. keine organische Ursache. Daher ist es wichtig, psychologische Faktoren zu berücksichtigen. Kognition und Emotion spielen wichtige Rollen in Entwicklung und Aufrechterhaltung von Schmerz. Ein kognitiver Einflussfaktor, der mit Schmerzintensität, Stress und Beeinträchtigung korreliert ist, ist schmerzbezogene Aufmerksamkeit. Ist die Aufmerksamkeit vorzugsweise auf Schmerz gelenkt, und für andere Informationen aus der Umgebung vermindert, wird dies als schmerzbezogener Aufmerksamkeitsbias bezeichnet. Ein solcher Bias ist mit chronischen Schmerzen und schmerzbedingter Beeinträchtigung assoziiert. Es ist aktuell nicht klar, wie ein schmerzbezogener Aufmerksamkeitsbias optimal behandelt werden kann. Studien zu Angststörungen legen nahe, dass er mit kognitiven Kontrollstrategien beeinflusst werden kann. Im Schmerzbereich wurde diese zentrale Frage jedoch noch nicht untersucht.Das geplante Projekt hat zum Ziel, den Einfluss kognitiver Schmerzkontrollstrategien auf schmerzbezogene Aufmerksamkeitsbiases zu beleuchten. Im Experiment werden zwei Strategien manipuliert: Gedankenunterdrückung und fokussierte Ablenkung. Ist es besser, einfach nicht an den Schmerz zu denken (Gedankenunterdrückung - Denk nicht an den Schmerz!), oder an etwas konkretes anderes zu denken (fokussierte Ablenkung - Denk an einen Strand auf Hawaii!)? Dies ist ein subtiler, aber wichtiger Unterschied: Gedankenunterdrückung zeigt einen Rebound-Effekt, bei dem die unterdrückten Gedanken verstärkt auftreten. Bei Angststörungen wurde ein kausaler Zusammenhang zwischen Gedankenunterdrückung und Aufmerksamkeitsbias beobachtet. Fokussierte Ablenkung zeigte keine negativen Effekte. Diese Studie ist die erste, die die genannten Themen im Bereich Schmerz untersucht.Gesunde Versuchspersonen werden die beiden Schmerzkontrollstrategien während einer Kälteschmerzstimulation einsetzen. Nach dem Schmerz wird mit einer Dot-Probe-Aufgabe überprüft, ob die beiden Strategien sich unterschiedlich auf einen schmerzbezogenen Aufmerksamkeitsbias ausgewirkt haben. Angst wird erfasst und als Kovariate und als Moderator dieser Beziehung untersucht.Die erwarteten Ergebnisse bringen sowohl theoretischen als auch praktischen Nutzen. Erstens werden die Mechanismen, über die Aufmerksamkeit und Schmerz zusammenwirken, beleuchtet. Zweitens wird die Behandlung von Schmerzen optimiert, falls Gedankenunterdrückung zu einem Aufmerksamkeitsbias führt, während fokussierte Ablenkung einen solchen Bias verhindert. Gedankenunterdrückung wird oft spontan von Schmerzpatienten angewendet. Hilfreicher wäre dann jedoch zu lernen, sich vom Schmerz fokussiert abzulenken. Dies könnte in der Behandlung eingesetzt werden, sowie als vorläufige Maßnahme, z.B. bei Patienten auf der Warteliste.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung