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Medium Mensch - Medialisierungen des Humanen: Konstitutionen des Menschseins in der spätviktorianischen Literatur und Kultur

Subject Area European and American Literary and Cultural Studies
Term from 2006 to 2011
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 32643341
 
Final Report Year 2009

Final Report Abstract

Ziel des Projekts ist eine Untersuchung der Weisen, in denen ,der Mensch' als epistemisches Objekt in den kulturellen Diskursen des spätviktorianischen England ,produziert' und medial vermittelt wurde. Da das Projekt besonders den literarischen Beitrag zu dieser anthropologischen Neubestimmung auslotet, wurden die entstehenden Wissenschaften vom Menschen - insbes. Medizin, Anthropologie, Ethnologie, Psychiatrie - in Dialog mit ausgewählten literarischen Texten betrachtet. Aus der dialogischen Struktur sollten sich, so die Grundthese, spezielle Erkenntnisse über die narrativen und visuellen Verfahren der Wissensproduktion über den Menschen im späten 19.Jahrtiundert wie auch zeitgenössische Ansätze zur Kritik am Positivismus der exakten Wissenschaften gewinnen lassen. Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert, die sich zwei unterschiedlichen Techniken der Wissensproduktion über den Menschen widmen, Teil 1 beschäftigt sich mit der Fallstudie als Wissenschaftsgenre und als literarische Form, während Teil 2 sich mit den Sehweisen der Fotografie und ihren Einwirkungen auf die Wahrnehmung des Menschen als Forschungsgegenstand auseinandersetzt. Ein Ergebnis der Arbeit besteht in der Erkenntnis bzw. dem Nachweis, dass der Blick auf den Menschen in ganz besonderer Weise zu dessen Normierung beitrug (bzw. beiträgt). Die im Verlauf der Arbeit entwickelte Fokussierung der Fragestellung auf den wissenschaftlichen Blick ermöglichte zweierlei. Zum einen zeigte sich, dass Blickregimes und skopische ,Protokolle' ganz wesentlich zur wissenschaftlichen Konturierung des Menschen und seiner ,Varietäten' in den entstehenden Wissenschaften der Anthropologie, Ethnologie und Psychiatrie beitmgen. Hier sind besonders die Verfahren der Typenbildung zu nennen, die - begünstigt von den medialen Möglichkeiten der Fotografie - als klassifizierende Methoden eingesetzt wurden, um die durch den kolonialen Kontext der Untersuchungen vorliegende Fülle von Human-Varietäten zu beschreiben und zu ordnen. Typenbildung bietet nicht nur eine quasi empirische Vergleichsbasis, an dem jeder neue ,Fair gemessen werden kann, sie eignet sich auch zur Auswertung statistischer Mittelwerte von Populationen. Zum anderen ermöglichte die Konzentration auf skopische Regimes einen spezifischen Blick auf die Inszeniemngen des Sehens und der Verlässlichkeit menschlicher Sinneswahmehmung in den wissenschaftlichen wie auch den literarischen Texten. Von der Basisthese ausgehend, dass einerseits empirisches Wissen vom Sehen ausgeht und dass andererseits jeder Text einen Blick inszeniert, untersuchte das Projekt die Weise, wie die Blickführung der Texte die Verlässlichkeit der erzählten Wissensbestände bestätigt oder unterminiert. Dieser Teil der Untersuchung arbeitet daher den Sonderstatus des phantastischen Modus besonders heraus, der auf die Unzuverlässigkeit auch wissenschaftlichen Erzählens verweist und dies an den Fehlbarkeiten menschlichen Sehens festmacht. Ein Bericht über das Forschungsprojekt erschien 2007 im Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt. Über die Tagung Medialisierungen des Unsichtbaren um 1900 berichtete die FAZ am 20.02.2008.

Publications

  • Lustmord. Medialisierungen eines kulturellen Phantasmas um 1900. Hg. mit Susanne Komfort-Hein. Königstein: Helmer 2007
    Susanne Scholz
  • The Politics of Degeneration in Lata Victorian England. In: Sabine Volk-Birke u. Julia Lippert (Hg.): Anglistentag 2006 Halle. Proceedings. Trier: WVT 2007, S. 181-189
    Susanne Scholz
  • Blutspenden - Lebensgaben. Zur Medialität des Blutes in Bram Stokers Dracula. In: Sylvia Mieszkowski u. Christine Voigt-William (Hg.), Disturbing Bodies. Frankfurter Kulturwissenschaftliche Beiträge Bd. 5. Berlin: trafo 2008, S. 3348.
    Susanne Scholz
  • Visualising the Human. Scientific Photography and the Cases of R.L. Stevenson. In: Renate Brosch (Hg.), unter Mitarbeit von Rebecca Pohl, Victorian Visual Culture. Anglistik und Englischunterricht 71. Heidelberg: Winter 2008, S. 225-244
    Susanne Scholz
 
 

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