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Zur deutschen Dominanz der Musik in Norwegen 1930-45
Antragsteller
Professor Dr. Michael Custodis
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 326683797
Trotz des Wissens, das deutsche und norwegische Historiker über die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen der deutschen Besatzung in Norwegen (1940-45) zusammengetragen haben, sind die Auswirkungen auf das Musikleben noch immer weitgehend unbekannt. Beide Länder waren über Jahrhunderte eng kulturell verbunden, doch die meisten norwegischen Komponisten entschieden sich in den 1920er und 1930er Jahren bewusst gegen die atonale und neoklassizistische Moderne in Europa, zugunsten einer folkloristischen Nationalromantik. Zeitgleich hatten die rasant um sich greifenden Rassentheorien das "Nordische" von einer geografisch-kulturellen in eine nationalistisch-ideologische Kategorie transformiert. Während der Besatzungszeit intensivierte sich die ästhetische, politische und kulturelle Situation in Norwegen. Über die Strategien, Protagonisten und Ereignisse in Josef Terbovens Reichskommissariat und Premierminister Vidkun Quislings Parallelverwaltung, die Musikpolitik des zivilen Widerstands oder die Verfolgung jüdischer und kommunistischer Musiker weiß man noch immer wenig. Nach journalistischen Berichten aus der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden sie erst kürzlich in einigen kritischen Studien angesprochen. Grundsätzlich hat die norwegische Musikwissenschaft sich noch immer nicht dieses Kapitels der Musikgeschichte Norwegens angenommen, während diese in der internationalen Musikforschung zum Nationalsozialismus ebenfalls bisher unberücksichtigt blieb. Ihre Modelle können aber besonders verdeutlichen, wie das deutsch-norwegische Verhältnis sich unter den Bedingungen einer Diktatur veränderte und welche institutionellen Strukturen und ästhetischen Haltungen nach deren Zusammenbruch erhalten blieben.Auf der Grundlage zahlreicher Quellenfunde in deutschen und norwegischen Archiven möchte das Projekt eine erste systematische Rekonstruktion der Deutschen Dominanz in Norwegens Musikleben zwischen 1930 und 1945 initiieren, die in Einzelstudien und Artikeln veröffentlicht werden soll. Bereits im Januar 2016 schlossen die musikwissenschaftlichen Institute in Münster und Bergen eine ERASMUS-Kooperation (im Herbst 2016 wird eine erste Studentin aus Münster nach Bergen gehen). Als Projektpartner wird Ass. Prof. Dr. Arnulf Mattes ein komplementäres, unabhängiges Projekt synchron zu diesem Antrag Ende Mai 2016 beim Norwegischen Forschungsrat beantragen, um die Haltungen norwegischer Künstler in der deutschen Besatzungszeit zu untersuchen. Gemeinsame Ergebnisse werden sowohl ein Handbuch sein, das über eine Datenbank koordiniert wird, als auch jährliche Workshops. Mit führenden Forschern und Forschungsinstitutionen sowie dem Goethe-Institut in Oslo wurden Kooperationen vereinbart sowie dem Projekt ein gemeinsamer Beirat mit Prof. Dr. Friedrich Geiger (Musikwissenschaft, Hamburg), Prof. Dr. Rolf Hobson (Geschichte, Bergen), Prof. Dr. Christhard Hoffmann (Geschichte, Bergen) und Prof. Dr. Arvid Vollsnes (Musikwissenschaft, Oslo) zur Seite gestellt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen