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Körper und Metapher: Narrativ-basierte Metaphernanalyse in den Medical Humanities

Antragstellerin Dr. Anita Wohlmann
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 329051690
 
Das Forschungsprojekt verortet sich an der Schnittstelle von Literaturwissenschaft und Medizin und untersucht Metaphern in ihrer Rolle als epistemologische und erfahrungsbezogene Kommunikationsmittel. Metaphern sind, ebenso wie Narrative, in der Wissenschaft und im Gesundheitswesen von besonderer Bedeutung, weil sie dazu beitragen, komplexe und abstrakte Informationen anschaulich zu erklären. Gleichzeitig ermöglichen Metaphern, verstörende persönliche Erfahrungen auszudrücken, die durch eine kohärente Erzählung zum Beispiel nicht fassbar wären. Während Narrative bereits erfolgreich in interdisziplinäre Forschungsfelder, wie Medical Humanities und Narrative Medicine, implementiert wurden, ist die Forschung über Metaphern in diesen Bereichen bislang weitgehend unsystematisch und hat vor allem die problematische Seite von Metaphern beleuchtet: Metaphern können stigmatisierend, essentialisierend und entmenschlichend wirken, wenn die Bedeutung des Quellbereichs mit der des Zielbereichs gleichgesetzt wird (z.B. der Körper als Maschine). Bislang wurde jedoch kaum untersucht, inwieweit Metaphern auch befähigende Mittel der Vorstellungskraft sind, die zu Mehrdeutigkeit und Komplexität einladen. So können Metaphern auch vermeintlich festgesetzte Konnotationen verfremden, hinterfragen oder neu denken. Die zentrale Forschungsfrage des Projekts lautet daher: Wie kann das mehrdeutige Potential von Metaphern aktiviert und konzeptualisiert werden, so dass einschränkende und problematische Metaphern befreiend und gewinnbringend werden?Das Projekt geht von der Hypothese aus, dass das Verhältnis zwischen Metaphern und Narrativen wesentlich ist für die Bedeutung von Metaphern, da Metaphern oft in Erzählungen eingebettet sind und eigene Mini-Narrative projizieren können. Das Forschungsziel ist es, einen Ansatz zu entwickeln, bei dem - auf theoretischer und praktischer Ebene - die Metaphernanalyse und die Narrationsanalyse kombiniert werden. Genauer gesagt, das Forschungsprojekt (1) reimportiert Forschungsergebnisse aus den Medical Humanities in die Literaturwissenschaft und versucht eine Forschungslücke in der Erzähltheorie zu schließen, indem es ein Modell für eine narrativ-basierte Metaphernanalyse entwickelt, und, (2) es untersucht das vielfältige Wirkungsvermögen von Metaphern und entwickelt ein Konzept, das metaphorische Kompetenz fördert. Der Untersuchungsgegenstand ist ein Corpus fiktionaler Texte amerikanischer Autorinnen, die zwischen 1850 und 1950 problematische Metaphern des weiblichen Körpers, die auf medizinische und naturwissenschaftliche Erklärungen der weiblichen Natur rekurrieren, hinterfragt und neu gedacht haben. Die Analyse veranschaulicht wie essentialisierenden Metaphern, wie zum Beispiel die Frau-als-Blume oder der Körper-als-geschlossenes-Energiesystem, eine potentielle Mehrdeutigkeit innewohnt, so dass neue Räume aufgemacht werden können, in denen individuelle Handlungsmacht und rhetorischer Widerstand möglich sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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