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Der "Christus patiens" und die Poiesis griechischer Cento-Dichtungen
Antragsteller
Professor Dr. Manuel Baumbach
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 329301620
Im Projekt sollen erstmals Entstehung, Funktionalisierungen und Rezeptionsformen der griechischen Cento-Dichtung von ihren Anfängen als Schreibweise bis zur Entwicklung einer eigenen literarischen Form erarbeitet werden. Im Mittelpunkt steht das seit der editio princeps (1542) als "Christus patiens" bezeichnete Cento-Drama über den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus. Der entweder aus der späten Kaiserzeit oder aus byzantinischer Zeit stammende Text zeichnet sich durch eine für die griechischen Centones charakteristische Poiesis aus: Anstatt wie lateinische Cento-Dichtungen nach der sogenannten "Regel des Ausonius" aus tradiertem poetischen Material inhaltlich etwas Neues zu schaffen, benutzt der "Christus patiens" Verfahrensweisen der Parodie, indem Zitate abgeändert und entlehnte Verse mit eigener Dichtung vermischt werden. Dieses poietische Verfahren verstärkt die Mitarbeit der Rezipienten an der Bedeutungsgenese, wirft Fragen nach den spezifischen Wirkungsabsichten der Dichtung auf und eröffnet Raum für Metaisierungen, die eine eigene Poetik des Hybriden erkennen lassen, deren Bedeutung für die (antike) Gattungstheorie untersucht werden soll. Der "Christus patiens" wird im Projekt erstmals umfassend kommentiert und rezeptionsästhetisch auf seine Bedeutung für die spätmittelalterlichen Passions- und Auferstehungsspiele und das humanistischen Jesuitendrama befragt. Die geplante online-Edition der griechischen Centones in einer open-access Datenbank ermöglicht eine innovative Form der Kommentierung, bei der intertextuelle Bezüge in ihren ursprünglichen literarischen Kontexten sichtbar gemacht, Intertexte für eine parallele Lektüre bereitgestellt und die kreative Verbindung von literarischer Tradition und poetischer Innovation aufgezeigt werden kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen