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Testing the long-term efficacy of a proactive expert system intervention to prevent alcohol use in the population

Subject Area Public Health, Healthcare Research, Social and Occupational Medicine
Term from 2017 to 2023
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 329378966
 
Final Report Year 2024

Final Report Abstract

Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Erkrankungen und vorzeitigen Tod. Bisher wurde dieser Effekt hohen Trinkmengen zugeschrieben, weshalb Bemühungen zur Reduktion des Alkoholkonsums auf Menschen mit hohen Trinkmengen gerichtet waren. Mit zunehmendem Verständnis über systematische Verzerrungen in Studien wurden jedoch für immer geringere Trinkmengen erhöhte Erkrankungs- und Sterberisiken gegenüber Abstinenz nachgewiesen. Auf Basis dieser Erkenntnisse haben bedeutsame Institutionen, die über Alkohol informieren, ihre Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol angepasst. Demnach sollten alle Menschen, die Alkohol konsumieren, weniger trinken, unabhängig von der Höhe des Konsums. Die neuen Empfehlungen erfordern eine Erweiterung von Interventionen auf Menschen mit geringen Trinkmengen, jedoch fehlen systematische Ansätze dazu. Derzeit liegen kaum Erkenntnisse vor, inwiefern sich Personen mit geringen Trinkmengen für Interventionen zur Reduktion des Alkoholkonsums gewinnen lassen. Das Ziel der Studie war die Bereitstellung und Wirksamkeitsprüfung einer E-Health-Intervention, die Menschen aus der Bevölkerung unabhängig von Menge und Folgen ihres Konsums zu einer Trinkmengenreduktion motiviert. Als kostengünstiger Zugang zur Bevölkerung wurde ein Einwohnermeldeamt genutzt. Studienpersonal sprach alle Personen im Wartebereich an. Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren, die in den letzten 12 Monaten Alkohol getrunken haben, wurden zur Teilnahme an der Studie eingeladen. Die Teilnehmer*innen (N = 1.646, Teilnahmerate: 69%) wurden zufällig einer von zwei Gruppen zugeordnet. Die Interventionsgruppe erhielt Befragungen und computergenerierte individualisierte Feedbackbriefe zu ihrem Alkoholkonsum, die zu Baseline, nach 3 Monaten und nach 6 Monaten versendet wurden. Die Kontrollgruppe erhielt nur Befragungen. Nach 1, 3 und 4 Jahren wurden Follow-Up-Befragungen durchgeführt. Die Studie lieferte drei für Public Health wichtige Ergebnisse. Erstens zeigte sie, dass Menschen mit geringen Trinkmengen (n = 1.085, 66%) mindestens genauso gut für eine Intervention zur Reduktion des Alkoholkonsums erreicht werden können wie Menschen mit hohen Trinkmengen (n = 561, 34%) (Teilnahmerate: 72% vs. 65%) und auch in der Intervention gehalten werden können (79% vs. 73% mit voller Interventionsdosis). Zweitens zeigte die Studie, dass mit geringem Ressourceneinsatz nach 6 Monaten ein positiver Effekt auf den Alkoholkonsum bei Menschen mit geringen Trinkmengen erzielt werden kann (Inzidenzratenverhältnis [IRR] = 0,82, 95% Konfidenzintervall [CI] = 0.71-0.94). Unter den Personen mit hohen Trinkmengen profitierten jene mit niedrigeren Trinkmengen auch nach drei Jahren von der Intervention (IRR = 0,51, 95% CI = 0,30-0,88). Diese Effekte sind aus Public Health-Sicht besonders bedeutsam, da sie eine Gruppe betreffen, die einen Großteil der Bevölkerung ausmacht. Drittens konnte in der Studie keine Evidenz für die Wirksamkeit der Intervention nach 4 Jahren gefunden werden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer tiefergehenden Untersuchung des Optimierungspotentials individualisierter Interventionen zur Reduktion des Alkoholkonsums für den breiten Einsatz in der Bevölkerung. Die im Rahmen der Studie entwickelte Intervention stellt neben gesetzlichen Maßnahmen zur Reduktion des Alkoholkonsums, wie z.B. Steuer- und Preiserhöhungen, eine erste konsequente Intervention dar, die sich an alle Alkoholkonsument*innen richtet. Bisher konzentrierte sich die Forschung auf Menschen mit hohen Trinkmengen. Nach aktuellem Wissensstand ist jedoch eine Fokussierung auf alle Alkoholkonsument*innen wichtig. Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass Interventionen mit dieser Fokusveränderung machbar sind und liefern wichtige Impulse für ein Umdenken hin zu umfassender Alkoholprävention.

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