Der geochemische Nachweis durch Basalt-Werkzeuge in der südlichen Levante: Die Rekonstruktion von Handels- und Weitergabesystemen während des Chalkolithikums und der Frühen Bronzezeit I in Israel
Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In der südlichen Levante wurden im Chalkolithikum (ca. 4500-3900 BC) und der Frühen Bronzezeit I (ca. 3650-2950 BC) dunkle Basaltgesteine für die Herstellung von Gefäßen und anderen Objekten genutzt. Besonders die umfangreiche Produktion von sehr aufwändig gestalteten Gefäßformen ist nur zum Teil durch die rein praktischen Materialeigenschaften von Basalt wie z.B. dessen Abriebresistenz zu erklären. Vielmehr scheint solchen Gefäßen in den erstarkenden urbanen Zentren eine Rolle als Prestigeobjekt zugekommen zu sein. Wirtschaft und Handel erblühten, es kam zu einer deutlichen Spezialisierung im produzierenden Gewerbe und einer ausgeprägten sozialen Hierarchisierung der Gesellschaft. Um die Rolle dieser Gefäße bzw. des Materials Basalt besser zu verstehen, haben sich Teams der Universität Haifa und des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz (RGZM, heute LEIZA) mit dieser Fundgattung und dem Rohmaterial beschäftigt. Während das Team aus Haifa eine archäologische Einordnung der Artefakte vornahm und sich der Funktionalität der Gefäße über Gebrauchsspurenanalysen und Funktionsexperimente näherte, befasste sich die Mainzer Gruppe mit der Frage der Herkunft des Rohmaterials, das selten in der unmittelbaren Umgebung der Siedlungen zu finden war. Der Ursprung des Rohstoffs und die Distanz zu den jeweiligen Nutzungsräumen ermöglichen Erkenntnisse zu Distributionsnetzwerken und damit kulturellen Kontakten. Der Fokus lag auf dem Gebiet des heutigen Israel. Für die Herkunftsbestimmung der für die Objekte verwendeten Basaltrohstoffe wurde eine geochemische Studie durchgeführt, indem in drei Geländekampagnen Basaltvorkommen systematisch beprobt wurden. Mit Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) und induktiv gekoppelter Plasma-Massenspektrometrie mit Laserablation (LA-ICP-MS) wurden in Laboren der Universität Mainz an ca. 250 Rohstoffproben Haupt- und Spurenelemente gemessen, um die Variabilität zwischen und innerhalb der Basaltvorkommen zu definieren. Mit den gleichen Methoden wurden Daten an ca. 500 Artefaktproben erhoben und verglichen. Es ließ sich durch multivariate statistische Auswertungen belegen, dass für beide hier untersuchten Epochen überwiegend der sogenannte Cover-Basalt zur Herstellung der 2 Artefakte genutzt wurde. Insgesamt wurden zahlreiche Abbaugebiete identifiziert. Es zeigte sich, dass das Material für die chalkolitischen Objekte aus vielen, eher verstreut liegenden Stellen stammte, also weniger gezielt gewonnen wurde als in der Frühen Bronzezeit I, in der bestimmte Vorkommen intensiver genutzt wurden. Diese waren auch bereits im Chalkolithikum aktiv, was auf eine Kontinuität zwischen beiden Epochen hinweist. Diese Kontinuität ist auch an der Funktionalität einer bestimmten Gefäßgruppe ablesbar, in der sich der Gebrauchsspurenanalyse folgend überraschenderweise die Bearbeitung mineralbasierter Materialien vollzogen haben muss. Eine Studie an über 1300 Basaltwerkzeugen zur Zerkleinerung von Nahrungsmitteln aus der Frühen Bronzezeit I erbrachte zudem Belege für eine Standardisierung des verwendeten Materials vor allem in den entstehenden urbanen Zentren. Dies wird als Reaktion auf den gestiegenen Bedarf an Nahrungsmitteln interpretiert, der mit der gezielten Nutzung basaltischer Gesteine als besonders geeignetem Werkstoff einherging.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Exploring exchange and direct procurement strategies for Natufian food processing tools of el-Wad Terrace, Israel. Scientific Reports, 11(1).
Rosenberg, Danny; Gluhak, Tatjana M.; Kaufman, Daniel; Yeshurun, Reuven & Weinstein-Evron, Mina
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Geochemical provenance studies of basalt vessel preforms from the Iron Age workshop at Tel Hazor, Israel, and potential geological sources. Archaeometry, 64(1), 25-38.
Gluhak, Tatjana M.; Ebeling, Jennie & Rosenberg, Danny
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Archäometrie in Deutschland, Geowissenschaftliche Mitteilungen 87, 8-22. (2022)
Greiff S. & Berthold Ch.
