The Conditions of the Field Imagination: Realism and William Dean Howells
Final Report Abstract
Das Projekt untersucht mit Rückgriff auf Pierre Bourdieu die Bedingungen des literarischen Feldes, wie es in den USA im späten 19. Jahrhundert um den Autor, Herausgeber und Kritiker William Dean Howells und den literarischen Realismus imaginiert wird. Es ergründet einerseits im Sinn einer Literatursoziologie die institutionellen Bedingungen von Literatur, und fragt andererseits in den Lektüren nach den literarischen Dimensionen des Sozialen. Der erste Punkt umschließt in der Ausgestaltung insbesondere drei Ordnungsbedingungen dieser Feldimagination: (1) Epistemologien der Differenz, die insbesondere mit Blick auf kulturelle Differenz in literarisches Kapital konvertiert werden können, womit bereits das literarische Feld des Pluralismus und Multikulturalismus vorweggenommen wird, das sich im Lauf des 20. Jahrhunderts als U.S.-amerikanische Besonderheit herauskristallisiert; (2) eine Kategorie des Zeitgenössischen, die sich in der Rhetorik von Howells’ Literaturkritik über eine Substitutionskette „Realismus-Moderne-Roman“ manifestiert, welche den realistischen Roman stets am Puls der Zeit verortet und in permanentem Wandel begreift, mithin den Siegeszug des realistischen Romans bis in die Gegenwart vorbereitet; (3) eine paradoxale indizierende Funktion der Literaturkritik, die sich vor dem Hintergrund eines exponentiell wachsenden Magazinmarktes in Formate und Genres ausdifferenziert und versucht Kriterien der literarischer Valenz zu schaffen, die aber mit jeder Publikation den Markt an Stimmen unweigerlich vergrößert, womit Ordnung nur durch wiederkehrende und zitierte Autorennamen bzw. Labels wie „Howells“ und „Realismus“ hergestellt werden kann, was letztlich dazu führt, dass diese Labels zum Inbegriff von Literatur als Institution werden. Den zweiten Aspekt, die literarischen Dimensionen des Sozialen, fasst das Projekt nun über die Begriffe Habit und Habitus, die an die Forschungsliteratur zu literarischen Charakteren angebunden wird, um die strukturellen, typologischen Dimensionen wie auch die spontanen, improvisierten und individuellen Prägungen zu fassen, die Charakterisierungen zugrunde liegen. In Howells’ Realismus, insbesondere in seinem Roman A Modern Instance, erfüllen Charaktere aber auch die Funktion, Konventionen und Positionen innerhalb eines literarischen Feldes auszudrücken, etwa den Konflikt zwischen sentimentalem und realistischem Roman, und können somit nicht allein mimetisch im Sinn einer sozialen Querschnittsanalyse gelesen werden. Die Iteration und Substitution von Charakteren über Romangrenzen hinweg positioniert den Realismus auch als Modell für die nicht abschließbare Offenheit des Sozialen. Es ist hierbei wichtig zu betonen, dass Habit in Howells’ Literaturdiskurs sowohl eine demokratisierende, produktionsästhetische Dimension hat, die den Autor als Handwerker begreift und den künstlerischen Prozess vom individuellen Genie-Begriff entkoppelt, ohne dabei individuelle Prägungen auszuschließen; als auch eine rezeptionsästhetische, in der das Lesen als kultivierbarer und formbarer Habit verstanden wird, und in der Lesen zugleich als Modell für Sozialität dient. Nicht zuletzt diese idealtypische Aufladung von Lesen ist es, die bis heute in Debatten zur Legitimation des Literarischen wieder aufscheint.
Publications
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“Howells and the Properties of Modern Literature.” In: Modernities and Modernization in North America. Hg. Ilka Brasch und Ruth Mayer. Heidelberg: Winter Verlag, 2018. 101-118
Florian Sedlmeier
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“On the Conditions of the Field Imagination: Realism and William Dean Howells.” In: Projecting American Studies. Essays on Theory, Method, and Practice. Heidelberg: Winter Verlag, 2018. 81-94
Florian Sedlmeier