Wasserinfrastrukturen in Leningrad/St. Petersburg und im Leningrader Gebiet im langen 20. Jahrhundert: Umwelt und Gesellschaft, Expertentum und Politik

• Antragstellerin: Professorin Dr. Julia Obertreis (†)
• Fachliche Zuordnung: Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
• Förderung: Förderung von 2017 bis 2021
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 335920285

Infrastrukturen strukturieren Gesellschaften und Naturräume und sind auf vielfältige Weise mit Machtverhältnissen und politischer Herrschaft verwoben. Das geplante Projekt untersucht die Wasserinfrastrukturen Leningrads/St. Petersburgs und der Leningrader Region, darunter Wasserleitungen und Kanalisation, Schutzdämme und Klärwerke, für das lange 20. Jahrhundert. Um diese Infrastrukturprojekte und ihre Planung und Realisierung herum, über die es immer wieder zu größeren Konflikten kam, verdichteten sich Hygiene- und Umweltdiskurse sowie Vorstellungen vom Allgemeinwohl. Von den Wasserinfrastrukturprojekten und den sie begleitenden Auseinandersetzungen ausgehend werden spezifische Konstellationen von technischer Infrastruktur und Expertentum, sozialen Strukturen und politischer Regulierung deutlich.Anhand von insgesamt vier Einzelprojekten (zwei auf deutscher, zwei auf russischer Seite) werden erstmals für die sowjetische und post-sowjetische Geschichte neuere Ansätze der Infrastruktur-, Wasser- und Umweltgeschichte mit der Stadt- und Regionalgeschichte verbunden. Das Projekt wird Aufschluss geben über städtische Umwelt, Politik und Gesellschaft in einer (post)sozialistischen Metropole und über die Bedeutung von Umweltfragen und -protesten für den Systemwandel. Zudem wird es Erkenntnisse liefern, die die allgemeine Infrastruktur- und Umweltgeschichte bereichern. Dabei ist eine zentrale Frage die nach der Delegitimierung von Herrschaft durch umstrittene Infrastruktur.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen
• Internationaler Bezug: Russische Föderation
• Kooperationspartner: Professor Dr. Alexander Tschistikow