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Diagnostik von Rechenschwäche - Gängige Diagnosekriterien auf dem Prüfstand
Antragstellerin
Dr. Katharina Lambert
Fachliche Zuordnung
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 336226422
Frühe Defizite in basisnumerischen Kompetenzen beeinflussen nicht nur die schulische Entwicklung negativ, sondern führen auch zu erheblichen Einschränkungen im späteren Leben und zu hohen gesellschaftlichen Kosten (Gross et al., 2009; Parsons & Bynner, 2005). Bei einer Prävalenzrate von Rechenschwäche von ca. 3-6% (z.B. Hein, et al., 2000; von Aster, et al., 2007) ist die frühe und zuverlässige Identifikation von betroffenen Kindern von großer Bedeutung. Ein zentrales Problem besteht dabei jedoch im mangelnden Konsens hinsichtlich der anzuwendenden Diagnosekriterien. Die derzeit gängigsten Kriterien sind im Hinblick auf ihre Klassifikationsgüte über die Zeit hinweg ist bei diesen Kriterien jedoch wenig reliabel und stabil (z.B. Mazzocco & Myers, 2003; Shalev, Manor & Gross-Tsur, 2005). Unklar ist, inwieweit die gängigen Kriterien der Überprüfung durch statistische Verfahren (z.B. der Latenten Profilanalyse) standhalten. Studien, die die Kriterien hinsichtlich der prognostischen Validität und Stabilität vergleichend untersucht hätten, fehlen. Dies gilt insbesondere für den Zeitraum nach der Grundschule und den Übergang in die weiterführende Schule, für den systematische Studien kaum existent sind (siehe aber Shalev et al., 2005). Dies erschwert sowohl die Ursachenforschung wie auch die Entwicklung geeigneter Interventionen und stellt so ein wesentliches Problem für die Weiterentwicklung des Forschungsfeldes dar. Entsprechend sollen auf Basis einer regionalen Panelstudie (Onderwijsmonitor Limburg) der niederländischen Provinz Limburg folgende Forschungsfragen beantwortet werden:1. Lassen sich die gängigen Diagnosekriterien mittels der Latenten Profilanalyse validieren und wie unterscheidet sich die Stabilität der Klassifikation bzw. Diagnose Rechenschwäche über die Zeit in Abhängigkeit vom verwendeten Diagnosekriterium?2. Wie wirken sich frühe Defizite in mathematischen Kompetenzen auf die Entwicklung bis zum Ende der Primarstufe und auf den Übergang in die weiterführende Schule in einem gegliederten Schulsystem aus und welche Rolle spielt das verwendete Kriterium bei der Genauigkeit der Vorhersage?Der Datensatz beinhaltet mehr als 10,000 Beobachtungen aus sieben Kohorten über den Zeitraum der Primarstufe (erste bis sechste Klassenstufe) sowie Informationen über den Übergang in die weiterführende Schule. Zur Verfügung stehen neben administrativen Daten sowohl standardisierte Leistungsmaße (Mathematik, Leseverständnis, Rechtschreibung, kognitive Grundfähigkeit) wie auch Fragebogendaten zu Elternhaus, Schule und Persönlichkeit.Die zu erwartenden Befunde sollen insbesondere dazu beitragen, die Diagnosekriterien in Forschung und Praxis zu vereinheitlichen, um zukünftig inkonsistente und widersprüchliche Ergebnisse zu reduzieren. Überdies werden durch den Einbezug des Übergangs in die weiterführende Schule erstmals empirisch belastbare Ergebnisse hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen der Rechenschwäche auf die Schullaufbahn vorliegen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
