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Die Indologie 1850-1900 nach Briefquellen rund um das Petersburger Wörterbuch. Studien zu einem wissenschaftlichen Großprojekts des 19. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2006 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 34056827
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gegenstand des Vorhabens war die Auffindung und Erschließung von Brief- und anderen Archivquellen zur Geschichte der, vor allem deutschsprachigen, Indienforschung im 19. Jahrhundert. Im Mittelpunkt standen dabei Quellen rund um das „Petersburger Wörterbuch“ Sanskrit und Deutsch, das zwischen 1855 und 1875 publiziert wurde. Das Wörterbuch-Projekt wurde 1852 von Otto Böhtlingk (1815-1904) als Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften von Sankt Petersburg aus angestoßen und hauptverantwortlich durchgeführt. Dabei bezog er Gelehrte aus ganz Europa sowie den USA ein, vor allem Rudolf Roth in Tübingen (1821-1895) und Albrecht Weber in Berlin. Nahezu tausend im Rahmen des Vorhabens erschlossene Briefe ermöglichten es erstmals, Arbeitsweise, Organisation und wissenschaftliche Prinzipien aus der Innensicht der Beteiligten zu rekonstruieren und zu analysieren. Dabei wurde deutlich, dass die Durchführung von Vorhaben wie dem Petersburger Wörterbuch, aber auch die Ṛgveda-Edition Max Müllers anfangs Gegenstand von Rivalitäten zwischen verschiedenen Forschern waren, die z. T. auch die spätere Kritik an den jeweiligen Werken erklären können, und dass es z.B. auch weitere wissenschaftliche Pläne der Beteiligten gab, die nicht umgesetzt wurden. Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden in einem 2012 von Heidrun Brückner und Karin Steiner herausgegebenen Sammelband sowie vor allem in einer 2015 von Agnes Weiske fertiggestellten Böhtlingk-Biographie präsentiert. Diese beleuchtet u.a. erstmals auch die wichtige Rolle Böhtlingks für die Entwicklung der universitären Indienstudien in Jena und Leipzig nach seiner Übersiedlung nach Deutschland 1868. Sie gibt ferner Einblick in die Rolle und Stellung Böhtlingks an der Petersburger Akademie, deren aktives Mitglied er bis 1894 blieb, auch im Rahmen einer zunehmenden Polarisierung zwischen dort tätigen russischen und westeuropäischen Gelehrten. Weitere Ergebnisse des Vorhabens waren die Erarbeitung eines 2015 publizierten Indexbandes sowie die Vorbereitung der Publikation der „Kleinen Schriften“ Böhtlingks. Eine wichtige Erkenntnis war auch, dass die im lexikographischen Teil des Projekts untersuchten Weber-Beiträge die an sie gestellten Erwartungen, mit denen wir uns immer wieder konfrontiert sahen, nicht erfüllen. Die Prüfung ergab, dass weder die Notizen Webers zum Wörterbuch noch die Einträge in Roths Handexemplar des PW eine umfassende Dokumentation erfordern. Alle relevanten Belege werden in einem Aufsatz von Frank Köhler aufgeführt und erläutert. Ausgehend von der Einordnung und Bewertung im Kontext der Lexikographie und Metalexikographie der Mitte des 19. Jh. sowie der zweisprachigen Sanskrit-Lexikographie wurden die theoretischen Grundlagen und Methoden im Selbstverständnis der beiden Verfasser von Karin Steiner in einem 2012 erschienenen Artikel dargestellt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 200 Jahre Indienforschung – Geschichte(n), Netzwerke, Diskurse. Wiesbaden 2012
    Heidrun Brückner und Karin Steiner (Hg.):
  • Der Dritte im Bunde - Albrecht Weber und das Petersburger Sanskrit- Wörterbuch. In: Heidrun Brückner und Karin Steiner (Hg.): 200 Jahre Indienforschung - Geschichte(n), Netzwerke, Diskurse. Wiesbaden 2012, S. 95-116
    Gabriele Zeller
  • Die Universitätsbibliothek im Schloss Hohentübingen. In: 100 – 50 – 10. Texte und Bilder zum Jubiläum der Universitätsbibliothek. Universitätsbibliothek Tübingen 2012, S. 14-18
    Gabriele Zeller et. al.
  • Fragen und Bemerkungen zum Petersburger Wörterbuch. In: Heidrun Brückner und Karin Steiner (Hg.): 200 Jahre Indienforschung – Geschichte(n), Netzwerke, Diskurse. Wiesbaden 2012, S. 117-151
    Karin Steiner
  • Indologische Briefe des 19. Jahrhunderts. In: ub info. Hauszeitschrift der Universitätsbibliothek Tübingen 2011/12. S. 4-5
    Gabriele Zeller
  • Kleine Schriften Julius Jolly, Teil I und II, 1378 Seiten. Wiesbaden: Harrassowitz 2012
    Heidrun Brückner und Ingo Strauch (Hg.); Julius Jolly
  • „Da die Herren Sanskritisten zornige Leute sind …“ Bemerkungen zum Verhältnis von Otto Böhtlingk und Max Müller aus Briefen und anderen Quellen. In: Heidrun Brückner und Karin Steiner (Hg.): 200 Jahre Indienforschung – Geschichte(n), Netzwerke, Diskurse. Wiesbaden 2012, S. 69-94
    Agnes Stache-Weiske
  • „Julius Jolly in Würzburg: Die frühen Jahre (1872-1877/78)“. In: Heidrun Brückner und Karin Steiner (Hg.): 200 Jahre Indienforschung – Geschichte(n), Netzwerke, Diskurse. Wiesbaden 2012, S. 247-283
    Heidrun Brückner
  • „Neu entdeckte Wurzeln“ oder „keine Wurzeln“? Überlegungen zu den Anordnungsprinzipien der Verballemmata im Petersburger Wörterbuch. In: Heidrun Brückner und Karin Steiner (Hg.): 200 Jahre Indienforschung – Geschichte(n), Netzwerke, Diskurse. Wiesbaden 2012, S. 153-162
    Jeong-Soo Kim
  • Nikolaus Dietrich Böhtlingk (Kurzbeiträge). In: Einst und Jetzt, 59.2014, S. 573-574
    Agnes Stache-Weiske
  • Briefe zum Petersburger Wörterbuch – Index. Wiesbaden: Harrassowitz 2015
    Agnes Stache-Weiske, Gabriele Zeller, Frank Köhler
 
 

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