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Tat und Vergeltung im indischen Buddhismus: Das Konzept von Karma im Abhidharmakosa und seinen Kommentaren

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 347376597
 
Das Konzept vom Karma (Sanskrit karman, wörtlich: Tat) nimmt in allen buddhistischen Traditionen eine wichtige Stellung ein. Erläuterungen zu der Funktionsweise der Vergeltung der Taten finden sich in den frühen buddhistischen Lehrreden jedoch nur selten. Erst in späteren, dem sogenannten Abhidharma ([Lehre] von den Daseinskonstituenten) zugehörigen Werken wird im Detail ausgeführt, auf welche Weise Informationen über körperliche, verbale und mentale Aktivitäten eines Menschen gespeichert werden und wie sie zur Reifung gelangen. Dabei kommen nicht nur verschiedene Klassen von Karma zur Sprache, sondern auch die Absicht hinter den Taten als entscheidendes Kriterium für die Unterscheidung von verdienstvollem und nicht verdienstvollem Karma sowie Praktiken, die der Vergeltung von schlechten Taten entgegenwirken, und Gefühle, die aus bestimmten Taten resultieren. Besonders außergewöhnlich erscheint, zumindest aus heutiger Sicht, die Lehre von der sogenannten Nicht-Information, einer feinstofflichen Materie, die beispielsweise dafür sorgt, dass auch Karma aus meditativen Zuständen als Resultat wirksam wird oder dass die Konsequenzen von Taten, die ein bestimmtes Individuum bei einer anderen Person in Auftrag gibt, sich auch auf den Auftraggeber selbst auswirken.Als Hauptquelle für das vorliegende Forschungsvorhaben dient eine erst kürzlich zugänglich gewordene und als codex unicus erhaltene Sanskrithandschrift aus dem 8./9. Jahrhundert n. Chr., die als eine der ältesten in Tibet aufbewahrten Sanskrithandschriften gilt. Dem Text der Handschrift, der als Die Wahrheit - Kommentar zur Schatzkammer des Abhidharma (Tattvartha Abhidharmakosatika) betitelt ist und dem indischen Gelehrten Sthiramati (6. Jh.) zugeschrieben wird, kommt ideengeschichtlich eine herausragende Position zu, da es sich bei ihm um einen umfangreichen Kommentar zu einem der zentralen Werke der indischen und tibetischen Abhidharma-Tradition handelt, nämlich dem Abhidharmakosa. Nicht nur im antiken Asien scheint dem Abhidharmakosa-Korpus, der in Teilen in tibetischer, chinesischer, uighurischer, mongolischer und tocharischer Übersetzung vorliegt, eine zentrale Bedeutung beigemessen worden zu sein. Auch unter heutigen Buddhologen gilt das Werk (ebenso wie seine indischen Kommentare) als eine Schatztruhe und eine der Hauptquellen für Definitionen und Erläuterungen buddhistischer Konzepte. Darüber hinaus hat der Abhidharmakosa zu einer Fülle von autochthonen Kommentaren in China, Tibet und Japan geführt und repräsentierte für viele Traditionen den Abhidharma schlechthin.Das vorliegende Vorhaben möchte sich einer editorischen Bearbeitung, einer Übersetzung sowie einer ideengeschichtlichen und philosophischen Analyse des vierten, das Konzept des Karma behandelnden Kapitels dieses Kommentars widmen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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