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Maske und Person. Orientalisierende Inszenierungen im Porträt des Barock

Applicant Nina Trauth
Subject Area Art History
Term from 2007 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 35552932
 
Bildnisse von Europäern in kulturfremder Kleidung sind in der Kunstgeschichte bisher als dekorative Türkerien betrachtet worden. Diese Untersuchung hingegen analysiert die Porträts als gemalte Identitätsentwürfe mittels orientalisierender Maskerade. Denn das Aneignen des Fremden mittels Kleidung ist ein bis heute wirkender Mechanismus des westlichen Subjekts, sich mittels des „Anderen" zu individualisieren. Untersuchungsgegenstand sind um die 500 in einem Werkkatalog zusammengestellten Bildnisse der europäischen Bildnistürkerie von Anthonis van Dyck, Jean-Etienne Liotard und weniger bekannten Künstlern des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Arbeit wird die erste Monographie zu diesem Thema im europäischen Raum sein. In Fallstudien wurde analysiert, wie Turban und Schleier Stereotypen von Orientalen, die bis heute die (Vor-) Urteile über den Orient prägen, europäische Identität mit konstituieren. Um Überschneidungen von Kultur und Geschlecht zu analysieren, wurde eine historische Maskeradentheorie entwickelt. Allgemein bezeichnet „Maskerade" im Barock eine Festform, und Maske steht pars pro toto für die maskierte Person. Schlüsselbegriff für die Porträtsituation ist der lateinische Begriff persona, der sowohl Maske als auch Person bedeuten kann. Dies ermöglicht, die Maske im Bildnis nicht nur additiv als Hülle des Selbst zu interpretieren, sondern als konstitutiv für das Selbst im Porträt anzusehen.Zentrale Ergebnisse der Arbeit sind neben neuen historischen Erkenntnissen in den Fallstudien die Terminologie der persona und das Berücksichtigen des Betrachters in einer Theorie zur kulturellen Maskerade. Für das Rezipieren kulturfremder Zeichen im Bild ist charakteristisch, dass sie in die westliche Kultur umgedeutet werden und sich auf diese Weise Spielräume der Interpretation eröffnen. Der Betrachter entscheidet, ob er die Dargestellten als maskiert oder als „eigentlich" wahrnimmt und seine (Vor-) Urteile beeinflussen wesentlich die Bildnisaussage. Die kunstwissenschaftliche Diskussion dieser Bildnisse in Form einer Monographie mit Bestandskatalog trägt zu einer ideologiekritischen Geschichte der Individualität in der frühen Neuzeit bei, welche ein Prozess von Ein- und Ausschlüssen ist.
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