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Formierung kirchlicher Strukturen in Zeiten der Verfolgung: Edition, Übersetzung und Kommentierung syrischer Texte des 6. Jahrhunderts n.Chr.

Antragsteller Dr. Volker Menze
Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2007 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 35818831
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt, den weniger beachteten nichtchalkedonischen Bischöfen die ihnen zustehende Rolle in der Geschichte der Zeit wiederzugeben. Das ist im Falle des Johannes von Tella in vollem Umfang gelungen, da dessen Oeuvre jetzt vollständig vorliegt und Erkenntnisse bringt, die den bisherigen Forschungsstand zu den Nichtchalkedoniern z.T. modifizieren. Nahm die Forschung bisher an, daß auch die Nichtchalkedonier (bei aller Opposition zur aktuellen Kirchenpolitik Justinians) nicht grundsätzlich den Rahmen des römischen Reiches in Frage gestellt haben, so muß diese Position durch Johannes von Tellas Glaubensbekenntnis überdacht werden. Johannes von Tella setzt der sowohl westlichen, päpstlichen wie auch der östlichen, reichskirchlichen Ekklesiologie eine von aktuellen Macht-Diskursen unabhängige Position gegenüber. Exiliert und aller bischöflichen Privilegien beraubt, macht Johannes sich Gedanken über eine Kirche, die nicht von der aktuellen Machtverteilung am Hof und im Reich abhängig ist. Daß diese wahre Kirche die der Nichtchalkedonier ist, entspricht natürlich ganz dem Selbstverständnis eines pflichtbewußten nichtchalkedonischen Bischofs. Auch wenn nicht abschließend geklärt werden kann, wie repräsentativ Johannes’ Vorstellungen, die sich im Mittelalter in der Syrisch-Orthodoxen Kirche nicht durchgesetzt haben, zu seiner Zeit waren, ist Johannes’ Glaubensbekenntnis ein Schlüsseltext für das Verständnis der nichtchalkedonischen Kirche im Untergrund zur Zeit Kaiser Justinians. Severus’ Brief an Nonnos ergänzt sowohl Johannes von Tellas Glaubensbekenntnis (nicht zuletzt, da er etwa zur selben Zeit, vielleicht sogar im selben Jahr, geschrieben wurde), als auch schon bekannte Texte wie Johannes von Ephesus’ Berichte über die Verfolgungen des chalkedonischen Patriarchen Ephrem von Amida. Auch dieser Brief stellt einen wichtigen Text in unserem Verständnis für die Zeit dar, da er den Mechanismus der chalkedonischen Verfolgungen exemplarisch – und sowohl zeitnaher als wahrscheinlich auch wahrheitsgetreuer als Johannes von Ephesus – beschreibt. Nur so lassen sich die Maßnahmen der justinianischen Verfolgungen angemessen einordnen und bewerten. Diese Erkenntnisse sind durchaus entscheidend, da sie zu unserem Faktenstand des 6. Jahrhunderts Detailwissen beitragen, das für die weitere Forschung nutzbar gemacht werden kann. Es ist zu hoffen, daß Kutlu Akalin und der Antragsteller auch noch die Texte zu Romanus von Rhosos edieren und übersetzen werden und dadurch weitere prosopographische wie auch dogmatische Details zugänglich werden. Daneben ist aber auch zu erwarten, daß andere Wissenschaftler die hier erstmalig publizierten Texte für ihre eigenen und sicherlich anders gelagerten Forschungen nutzen und einige der hier genannten Forschungsergebnisse ergänzen bzw. modifizieren werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • John of Tella’s Profession of Faith. The Legacy of a Sixth-Century Syrian Orthodox Bishop, Piscataway: Gorgias Press 2009 (=Texts from Christian Late Antiquity Vol. 25) (119pp)
    Volker Menze/Kutlu Akalin
 
 

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