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Peter Grund (1892-1966) - Dortmund, Düsseldorf, Darmstadt. Ein deutscher Architekt unter drei politischen Systemen

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 360987462
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Peter Grund (1892-1966) war ein erfolgreicher Architekt und Städtebauer. Ausgebildet in Darmstadt gegen Ende des Deutschen Kaiserreichs war er während der Weimarer Republik in Dortmund Büropartner des eingeführten Architekten Karl Pinno. Unmittelbar zu Beginn des "Dritten Reichs" wurde Grund zum Direktor der Kunstakademie in Düsseldorf berufen. In der Bundesrepublik Deutschland war er als Oberbaudirektor für den Wiederaufbau von Darmstadt verantwortlich. Während all dieser Zeitabschnitte schuf Peter Grund bekannte Bauwerke und leitete prominente Projekte: In Dortmund errichtete er mit der Nicolaikirche die erste Kirche aus Sichtbeton in Deutschland. In Düsseldorf war ihm die künstlerische Oberleitung der "Reichsausstellung Schaffendes Volk" übertragen worden, die größte Propagandaschau des Nationalsozialismus mit einer zugehörige Mustersiedlung. In Darmstadt plante er den Wiederaufbau der zerstörten Innenstadt und errichtete mit den Arkaden der Rheinstraße und dem platzbildenden Kennedyhaus markante Stadträume der neuen Stadt. Geprägt durch den Heimatschutz zeichnete sich Grunds Architektur durch einfache Formgebung und klassische Kompositionsweisen über seine gesamte Schaffenszeit hinweg aus. Neben dieser Weiterführung traditioneller Entwurfsmethoden bei den jeweils anstehenden modernen Bauaufgaben weist sein Werk aber auch immer wieder die Rezeption avantgardistischer Ideen auf wie etwa bei der Sichtbetonkirche in Dortmund oder dem Entwurf eines Rathauses für Darmstadt im Stil amerikanischer Bauhausarchitektur. Das Forschungsprojekt erarbeitete auf einer bisher unbehandelten Quellenbasis eine umfassende Monographie des Architekten Peter Grund und verortete ihn im zeitgenössischen architektonischen, städtebaulichen und gesellschaftlichen Kontext. Dabei hinterfragte es gängige Interpretationsschemata moderner Architektur in Deutschland wie die enge Bindung der Architektur an politische Systeme, die Fokussierung auf herausragende Persönlichkeiten oder die Bevorzugung innovativer Architekturhaltungen. Erst der genaue Blick auf die Facetten von Leben und Werk ermöglichte eine Verortung und Beurteilung des Architekten jenseits verbreiteter dualistischer Interpretationsschemata. Die Ergebnisse wurden in einer dreibändigen Werkmonographie publiziert. Die Pläne des Nachlasses im Baukunstarchiv NRW, im Stadtarchiv Darmstadt und im Architekturmuseum der TU München wurden digitalisiert und sind online einsehbar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • "Die Frohnhauser Apostelkirche – Ein überraschendes Frühwerk des Darmstädter Architekten Peter Grund im Brennpunkt des reformorientierten Städtebaus um 1900", in: Essener Beiträge, Bd. 133, S. 289-302
    Ute Reuschenberg
  • "Atelier- und Gemeinschaftshaus in der Düsseldorfer ‚Schlageterstadt‘", in: Deutscher Verband für Kunstgeschichte e.V. (Hg.): Rote Liste – ein Denkmalgewissen für Deutschland, Bonn 2021
    Ute Reuschenberg
  • Der Architekt Peter Grund und die Tradition in der Moderne, Band 3, Edition: Peter Grund, Der Maßstab im Städtebau. Die Stadt als Raum, Dortmund: Verlag Kettler
    Renate Kastorff-Viehmann, Wolfgang Sonne & Jörg Stabenow
 
 

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