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Kombinierte Untersuchungen von Kriechen und Alterungseffekten in granularen Materialien

Fachliche Zuordnung Geotechnik, Wasserbau
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 363074603
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Granulare Materialien sind zeit- und ratenabhängig. Im Gegensatz zu feinkörnigen Böden wurde das zeitabhängige Materialverhalten und die währenddessen stattfindenden mikromechanischen Vorgänge in Abhängigkeit von den Zustandsgrößen und granulometrischen Eigenschaften sowie der Zusammenhang zwischen Kriechen und Alterungseffekten noch nicht grundlagenorientiert untersucht. Demzufolge fehlt ein mathematisches Modell, das eine Prognose von Kriechen, Ratenabhängigkeit und Alterung grobkörniger Materialien ermöglicht. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurden zunächst zwei auf die spezielle messtechnische Anwendung angepasste Versuchsanlagen geplant und in Betrieb genommen. Kriechen und Alterung granularer Materialien konnten damit an radialsymmetrischen Proben unter mehrdimensionalen Verformungs- und Spannungszuständen umfangreich experimentell untersucht werden. Eine besondere Herausforderung lag darin, Kriechverformungen, ratenabhängiges Verhalten und Alterungseffekte messtechnisch an Proben zu erfassen. Alterung wurde durch Messung der Änderung des Schubmoduls bei sehr kleinen Dehnungen mittels Scherwellenlaufzeitmessung bestimmt. Die mikromechanischen Prozesse während Kriechen konnten durch eine akustische Emissionsanalyse verfolgt werden. Der Zusammenhang von Kriechen und Alterung wurde auf Basis der eigenen Untersuchungen und der in der Literatur veröffentlichten Ergebnisse identifiziert und unter Betrachtung maßgebend erscheinender Einflussgrößen interpretiert. Der Zusammenhang zwischen Kriechen und Alterung liegt demnach in der Ursache mikroskopischer Prozesse, welche jedoch nicht in gleicher Weise zu Alterung und Kriechen beitragen, sondern je nach Versuchsrandbedingung ab einer gewissen Kriechrate gegensätzlich verlaufen. Als Einflussgrößen der Alterungsrate wurden neben der Zeit der Beobachtung, der Spannungszustand sowie die Materialeigenschaften, insbesondere die Kornform, Kornfestigkeit und Oberflächenbeschaffenheit identifiziert. Eindeutige Abhängigkeiten zwischen der Änderung des Schubmoduls bei sehr kleiner Scherdehnung und den Zustandsgrößen können anders als für die Dehnungen während Kriechen nur teilweise gegeben werden. Es wurde ein hybrid definiertes hypoplastisches Stoffmodell entwickelt, das einerseits auf ein etabliertes Stoffmodell zur Beschreibung des mechanischen Verhaltens granularer Materialien bei Kompression und Scherung zurückgreift und andererseits zur Abbildung des zeit- und ratenabhängigen Verhaltens von Spannungen und Dehnungen ein viskoses Materialmodell nutzt. Dieses hybride hypoplastische Stoffmodell ist in der Lage, Kriechen gut zu prognostizieren. Die Wiedergabe von Alterung kann unter Beachtung der experimentellen Ergebnisse nicht mit der Kriechverformung verbunden werden. Die für Alterung und Kriechen maßgebenden Vorgänge auf der Ebene von Kornkontakten und Kornanordnungen, welche durch die granulometrischen Eigenschaften des Materials bestimmt sind, sind bei zukünftigen Ansätzen der Modellierung objektiv mit zu berücksichtigen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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