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Kontingenz und Kürze: Moderne und Zeitlichkeit in den Vereinigten Staaten, 1880-1920

Antragstellerin Professorin Dr. Ruth Mayer
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 364733595
 
Die Restrukturierung von Zeitlichkeit wurde als elementarer Begleitumstand der technischen, wissenschaftlichen und industriellen Modernisierung um die Wende zum 20. Jahrhundert in den USA identifiziert. Breite Teile des künstlerischen Schaffens der Epoche scheinen bedingt durch das Verlangen, die modernen zeitlichen Imperative von Beschleunigung und Synchronisierung zu bewältigen und die Bedingungen von Kontingenz, Entfremdung und Fremdbestimmtheit einzudämmen. Das geplante Projekt erforscht die Periode zwischen 1880 und 1920 und damit die Hochphase der Herausbildung einer stark kommerzialisierten Massenkultur sowie von transatlantischen künstlerischen und literarischen Avantgarden. Beide kulturelle Ausdrucksfelder werden von übergeordneten Zeitregimen und auseinanderklaffenden Zeiterfahrungen komplex affiziert. Das Projekt plant, Verfahren des massenkulturellen und künstlerischen Zeitmanagements zu untersuchen, die in der etablierten Forschung weitgehend ignoriert wurden.Das Projekt argumentiert, dass die kulturelle Arbeit der Moderne zu einem gewichtigen Bestandteil darin besteht, die auseinanderstrebenden Dynamiken einer regularisierenden (industriellen) Chronometrie einerseits und persönlicher Erfahrungen und Bedürfnisse andererseits in Bezug zu setzen (eher denn streng voneinander zu trennen). Während die Forschung in der Vergangenheit kulturelle Reaktionen auf die Moderne privilegierte, die die Konditionen der Beschleunigung und der Synchronisierung entweder radikal ablehnten oder enthusiastisch feierten, plant das vorliegende Projekt auf Ansätze zu fokussieren, die zwischen diesen Extremen vermitteln (mit ausdrücklicher Betonung der 'Medialität' dieses Prozesses). Anstelle sich auf modernistische Praktiken der Subversion oder des Widerstands zu konzentrieren, hebt das Projekt die praktischen Facetten der Moderne hervor, ihr Vermögen, sich eine Vielzahl von Zeitregimen und -erfahrungen anzueignen und damit handhabbar und navigierbar zu machen. Formale Modi der Kontraktion und Verkürzung spielen eine zentrale Rolle in diesem Sektor der modernistischen Artikulation. Das Projekt wendet sich exemplarisch drei emergenten medialen Formen zu, die als instrumental für den Ausdruck einer modernistischen Ästhetik und ihrer Temporalität begriffen wurden und sich selbst so auswiesen: frühe Erzählfilme, frühe Zeitungscomics und die modernistischen kleinen Zeitschriften. All diese Formen reagieren auf die Zeitzwänge und den Beschleunigungsimperativ, indem sie ihre eigene formale Kürze oder ihre modulare Struktur betonen. In seinem Zugriff auf parallele Präsentationsstrategien in Medien, die gemeinhin mit unterschiedlichen kulturellen Sphären assoziiert werden, eröffnet das geplante Projekt eine neue Perspektive auf die Periode insgesamt. Es trägt so auch zu gegenwärtigen Bemühungen bei, etablierte Ideen der Periodizität und Epochalität kritisch zu beleuchten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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