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Die Semantik und Pragmatik von konditionalen Verknüpfungen: sprachübergreifende und experimentelle Perspektiven

Antragstellerin Professorin Dr. Mingya Liu
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 367088975
 
Das Konzept der Konditionalität ist zentral für menschliches Denken und Handeln, was sich an einem reichhaltigen Repertoire von konditionalen Ausdrücken in der natürlichen Sprache zeigt. Ein Konditionalsatz in der Form, z.B. Wenn p, q, setzt sich aus einer Konditionalverknüfung (wenn), einem Antezedens (p) und einem Konsequenten (q) zusammen. In der Literatur der formalen Semantik und Pragmatik ist der Bedeutungsbeitrag von konditionalen Verknüpfungen ein viel diskutiertes Thema. Der Restriktor-Analyse (Kratzer 1986/1991) zufolge ist das Englische if ein Operator mit keinerlei eigener Semantik und if-Sätze werden verwendet um overte oder koverte Modaloperatoren oder generische Frequenzoperatoren einzuschränken. Diese Theorie hat einige aufschlussreiche Folgestudien inspiriert, die aufzeigen, dass die Interpretation von Konditionalsätzen und ihre semantischen/pragmatischen Eigenschaften Folge eines Prozesses der semantischen und pragmatischen Modulierung sind. Neben anderen Faktoren üben konditionale Verknüpfungen einen großen Einfluss auf die Interpretation von Konditionalsätzen aus. Z.B., während ein Konditionalsatz durch die Verwendung der Vorvergangenheitsform im Englischen oder durch eine Kombination von Perfektform und Konjunktiv II im Deutschen eine kontrafaktische Interpretation hervorrufen kann, kann Kontrafaktizität in Konditionalsätzen im Mandarin durch spezielle konditionale Verknüpfungen ausgedrückt werden (vgl. Wu 1994, Jiang 2014). Außerdem wurde beobachtet, dass konditionale Verknüpfungen einen Konditionalsatz semantisch oder vielleicht pragmatisch in einen Bi-konditionalsatz verwandeln (vgl. Geis und Zwicky 1971 und spätere Werke), dass konditionale Verknüpfungen Sprecheinstellungen gegenüber dem Antezedens und/oder dem Konsequenten ausdrücken (vgl. Visconti 1996), und dass konditionale Verknüpfungen Konditionalsätze darin beeinflussen können, ob Polaritätselemente lizensiert werden (vgl. Leslie 2008, Hoeksema 2012, Liu 2012). Die vorliegenden Ergebnisse sind allerdings alles andere als konklusiv; es fehlt in der gegenwärtigen Literatur an einer Systematik bezüglich der Modulierung von konditionalen Verknüpfungen in Konditionalsätzen.Das vorgestellte Projekt wird die Distribution, Semantik und Pragmatik von konditionalen Verknüpfungen in verschiedenen Sprachen (mit einem Fokus auf Deutsch und Mandarin-Chinesisch) anhand von formal-linguistischen (vgl. Giannakidous (1998/2014) Sprecher-Commitment-Modelle, Lius (2012) drei-dimensionaler semantischen Ansatz) und psycholinguistischen (Sprachverstehen, Sprachproduktion, EEG) Methoden untersuchen. Durch die vielfältigen Bedeutungsebenen von konditionalen Verknüpfungen (z.B. Implikaturen und Präsuppositionen) werden die Ergebnisse ein neues Licht auf den Umfang und die Grenzen der bestehenden formalen Modelle und experimenteller Paradigmen in der Semantik und Pragmatik werfen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug China, USA
 
 

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