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Durch die rosarote Brille gesehen - Variationen in Affektivität und Sprachkompetenz: Einflüsse auf die Verarbeitung und Versprachlichung von figurativen und nicht-figurativen Ausdrücken für innere Zustände
Antragstellerin
Professorin Dr. Christina Kauschke
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 372577294
Sprache und Emotion stehen in einer engen Wechselwirkung: Einerseits spielt Sprache eine wichtige Rolle bei der Konzeptualisierung und Regulierung von Emotionen, andererseits hat der Gefühlszustand Auswirkungen darauf, wie Sprache verarbeitet und genutzt wird. Anknüpfend an die erste Projektphase möchten wir in der beantragten Fortsetzungsphase den Einfluss von Variationen des affektiven Befindens und der Sprachkompetenz auf die Versprachlichung innerer Zustände mit figurativen und nicht-figurativen Mitteln untersuchen. Dabei verstehen wir sowohl emotionale als auch sprachliche Kompetenzen als Dimensionen mit unterschiedlichen Ausprägungsformen, an deren Rändern klinische Störungsbilder (psychiatrische Störungen wie Depression und Manie sowie Sprachstörungen) stehen. Wie sich affektive und sprachliche Faktoren auf die Verarbeitung und Versprachlichung figurativer Sprachmittel auswirken, ist zentraler Untersuchungsgegenstand des Projekts, das sich in drei Arbeitspakete gliedert:1) Die neuronalen Testungen mit bildgebenden Verfahren (fMRT), die in der ersten Förderperiode aufgrund der Corona-Pandemie unvorhergesehen abgebrochen werden mussten, sollen fortgesetzt und abgeschlossen werden. Darüber hinaus wird eine zeitsensitive neurowissenschaftliche Methode (EEG) hinzugenommen, um zeitlichen Besonderheiten bei der neuronalen Verarbeitung von Metaphern bei Probanden mit Depression nachzugehen. Die Ergebnisse versprechen einen Zugewinn an Informationen über die zeitliche und räumliche Repräsentation figurativer Sprache im Gehirn sowie die Auswirkung einer depressiven Erkrankung hierauf.2) Mit behavioralen Methoden (Reaktionszeitexperiment und Analyse elizitierter Sprachproduktion beim Nacherzählen von Videos) wird eine heterogene Stichprobe in Bezug auf die Verarbeitung und Produktion von Metaphern für innere Zustände getestet. Die Experimente werden von einer umfangreichen Testbatterie flankiert, die es erlaubt, individuelle Unterschiede in kognitiven, affektiven und sprachlichen Kompetenzen zu erfassen. Hier erwarten wir einen Zugewinn an Informationen über die Auswirkungen von interindividuellen Variationen auf die Metaphernverarbeitung und auf die Versprachlichung von inneren Zuständen.3) Außerdem ist eine kontinuierliche, systematische Erweiterung unserer Metapherndatenbank vorgesehen, die in der ersten Projektphase bereits aufgebaut und öffentlich verfügbar gemacht wurde. Dazu werden Ratings erstellt, um relevante psycholinguistische Variablen zu den sprachlichen Stimuli zu erheben.In Anbetracht unserer Erfahrungen mit den coronabedingten Erschwernissen der Erhebungsmöglichkeiten ist der Arbeitsplan so konzipiert, dass Alternativen in Form von online-Experimenten bestehen. Perspektivische Ziele des Projekts sind die Übertragung der Erkenntnisse auf klinische Kontexte und die Förderung der Kommunikation über psychische Befindlichkeiten, um affektive Störungen in den öffentlichen Diskurs zu rücken und so Stigmatisierungen entgegenzuwirken.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen