Frankreich im Zuckerstreit. Die Dynamik globaler Konflikte um Rohr- und Rübenzucker, 1806-1940
Final Report Abstract
Als erste weltweit fußte die Zuckerwirtschaft Frankreichs zwischen den Anfängen ihrer Industrialisierung im Napoleonischen Empire und dem staatlichen Souveränitätsverlust Anfang des Zweiten Weltkriegs auf zwei unterschiedlichen Rohstoffpflanzen: dem bereits bekannten Zuckerrohr der Tropen und der neuen Zuckerrübe des gemäßigten Klimas in Europa. Diese langfristige Bipolarität bedingte eine Zuckerherstellung, die sich auf bestimmte Anbaugebiete und Verarbeitungszentren konzentrierte, die sich in weit voneinander entfernten Globalregionen befanden. Im Falle Frankreichs zählten hierzu neben den Inseln Martinique und Guadeloupe in der Karibik sowie La Réunion im Indischen Ozean die nordöstlichen Départements des Mutterlandes, seine Hauptstadt und große Hafenstädte. Obwohl sie über nationale und internationale Märkte und Koordination in immer engerer ökonomischer Verbindung miteinander und zumeist in Konkurrenz zueinander standen, war die soziale und ethnisch-kulturelle Zusammensetzung dieser französischen Grenzregionen sehr heterogen. Ihre gesellschaftliche Entwicklung stand dabei nicht nur in einem engen Zusammenhang mit einer sich kontinuierlich internationalisierenden Zuckerwirtschaftsdynamik, sondern auch mit regional, national und global unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten. Nachdem die bipolare Zuckerbranche Frankreichs die Voraussetzungen für eine zunehmend globalisierte Weltwirtschaft geschaffen hatte, wies eben deren Wachstum die französische Dynamik wieder in nationalökonomische Schranken. Die Studie untersucht, aus welchen Gründen die beteiligten Protagonisten durch diese Entwicklung benachteiligt wurden oder von ihr profitierten. Damit bringt sie Forschungen zur Geschichte des Rohr- und des Rübenzuckers zusammen.