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Kognitive Verzerrungen beim assoziativen Gefahren- und Sicherheitslernen: Neurophysiologische Marker und mögliche Interventionen
Antragsteller
Dr. Julian Wiemer
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 378414384
Angststörungen können mit Hilfe von Expositionstherapie wirkungsvoll behandelt werden, aber nicht alle Patienten profitieren langfristig. Aktuelle Meta-Analysen lassen vermuten, dass Patienten mit Angststörungen Schwierigkeiten beim Sicherheitslernen haben, d.h. Gefahren werden überschätzt und Furchtreaktionen auf Reize, von denen keine Gefahr ausgeht, sind erhöht. Dieses Defizit erschwert eine Expositionstherapie, bei der man sich den sicheren aber gefürchteten Reizen aussetzt. Deren Erfolg hängt entsprechend neuerer Überlegungen entscheidend von kognitiven Prozessen ab, insbesondere von Erwartungsverletzungen. Das Ziel dieses Projekts ist es, herauszufinden, wann diese entscheidenden kognitiven Prozesse stattfinden, welche Gehirnregionen beteiligt sind und wie man sie günstig beeinflussen kann, um den Therapieerfolg bei Angststörungen zu verbessern. Es wird erwartet, dass erfolgreiches Sicherheitslernen von der aufmerksamen Verarbeitung sicherer Konsequenzen abhängt und dass man Sicherheitslernen und auch die Generalisierung von Angst auf neue Reize durch Aufmerksamkeitslenkung positiv beeinflussen kann. Um diese kognitiven Prozesse möglichst umfassend zu verstehen, sollen sie auf verschiedenen Ebenen gemessen werden (Erinnerungen, Bewertungen, Neurophysiologie, Peripherphysiologie). Hierfür soll zunächst mit Hilfe des Subsequent-Memory-Paradigmas herausgefunden werden, welche elektrophysiologischen Potentiale vorhersagen, ob man sich später an die Tatsache erinnern kann, dass bestimmte neutrale Reize mit Gefahr und andere mit dem Ausbleiben von Gefahr verknüpft sind. Es wird angenommen, dass dabei insbesondere die P3 auf das Ausbleiben der Gefahrenreize prädiktiv für erfolgreiches Sicherheitslernen sein wird. In einem weiteren Versuch soll der Frage nachgegangen werden, ob bei Patienten mit einer Panikstörung beim assoziativen Gefahrenlernen und seiner Generalisierung auf andere Reize eben diese neurophysiologischen Reaktionen reduziert sind, was eine Erklärung für defizitäres Sicherheitslernen darstellen würde. Um die kausale Wirkung solcher kognitiven Prozesse festzustellen, soll weiterhin untersucht werden, ob sich die Aufmerksamkeitsallokation auf Gefahrenreize bzw. deren Ausbleiben auf das assoziative Gefahrenlernen, seine Generalisierung auf andere Reize und auf die P3 auswirkt. Schließlich soll mit Hilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie ermittelt werden, welche Gehirnregionen bei dem Ausbleiben von Gefahrenreizen aktiviert sind und erfolgreiches Sicherheitslernen vorhersagen, um ein tieferes Verständnis der zugrundeliegenden neuronalen Vorgänge zu gewährleisten. Diese Erkenntnisse werden unser Verständnis von erfolgreichem Sicherheitslernen und seinen zugrundeliegenden neuronalen Korrelaten erweitern. Die Ergebnisse werden zudem dabei helfen, einfache kognitive Strategien zur Verbesserung des Sicherheitslernens zu entwickeln.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Paul Pauli