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MILL - Erinnerung und Ideologie in der sprachlichen Landschaft: Kommemorative Umbenennung von Straßennamen in Ostdeutschland und Polen

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 381590131
 
Die kommemorative Umbenennung von Straßennamen ist die Folge eines komplexen Zusammenspiels von Faktoren, wie z.B. die aktive Gestaltung von Erinnerung, die Darstellung von offizieller Identität und Ideologie und die staatlich-hegemonische Politik der Erinnerungsbildung. Diese drücken sich durch das aktive Zueigenmachen des menschlichen Raumes aus und werden gleichzeitig von ihm geprägt. Osteuropa ist eine einzigartige Fallstudie für Veränderungen in der urbanen Repräsentationspolitik im Zuge von wiederholten Wellen staatsideologischer Reorientierung. Doch während Linguistic Landscape Research und Erinnerungsforschung Umbenennungen von Straßennamen aufgrund von Änderungen der staatlichen Ideologien hinreichend dokumentiert haben, fehlen sowohl die historische Tiefe als auch - aufgrund der unzulänglichen Kollaboration zwischen West- und Ost-europäischen Ländern - die komparative Analyse. Das MILL-Projekt füllt diese Forschungslücken aus, indem es ideologisch bedingte Änderungen in der urbanen Landschaft zweier benachbarter Länder im Zuge des letzten Jahrhunderts untersucht. Das Hauptziel des Projekts ist es, ein kohärentes Modell der Entwicklungen zu erstellen, die den Wandel der urbanen Toponymie in Mittel-Ost-Europa bedingen, begleiten und in Frage stellen. Das Projekt betrachtet jeweils 3 Städte in Polen und Ostdeutschland:zwei große regionale Zentren: Leipzig und Posnan, zwei Städte mit lokaler Bedeutung: Annaberg-Buchholz und Zbaszyn und schließlich Frankfurt (Oder) / Slubice, die seit dem 2. Weltkrieg durch die Oder getrennt sind. Die Wahl dieser Städte erlaubt es uns, Umbenennungen von Straßennamen anhand von 3 Dimensionen zu kontrastieren: (1) Nationalstaat (Vergleich zwischen Ländern), (2) Städtegröße (Vergleich innerhalb eines Landes) und (3) Zeit (von 1916 bis 2016). Die Methodologie des Projekts spiegelt die Forschungsschwerpunkte des interdisziplinären Teams wider und verbindet Linguistic Landscape Forschung, Sozialgeographie, Collective Memory und urbane Ethnologie mit dem Ziel, ein empirisch-fundiertes Modell der ideologischen Prozesse, die die osteuropäische linguistische Landschaft gestalten, zu entwickeln. Die einzigartige Kombination von Kompetenzen ermöglicht die Untersuchung des "Commemorative Cityscape", den wir als den ständig negoziierten räumlichen Ausdruck der kollektiven Erinnerung der Einwohner verstehen, die auf nationaler Ebene von sozio-politischen und ideologischen Faktoren als auch von lokalen öffentlichen Debatten beeinflusst ist. Die Triangulation quantitativer und qualitativer Methoden erlaubt es uns, den Einfluss von öffentlichen Diskursen auf den Wandel der Commemorative Cityscape zu untersuchen. Das übergeordnete Ziel ist es, wichtige Impulse für die Linguistic Landscape Forschung zu geben, vor allem im Bezug auf die "Verhältnisse von Macht, Sprachideologien und von Identitäten" (Pavlenko & Blackledge 2004:1-2) und deren Rolle in ideologisch bedingten Veränderungen von Straßennamen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Polen
 
 

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