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Worterkennung aus der Frame und Fill-Perspektive: Eine Untersuchung zum Einfluss von Raumfrequenzverarbeitung und Vorhersagegenerierung auf das Lesevermögen

Antragsteller Dr. Sebastian Korinth
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 385052283
 
Angesichts der immensen Bedeutung guter Lesefähigkeiten für Mitglieder aller modernen Gesellschaften ist es unerlässlich, die Ursachen für inter-individuelle Unterschiede im Lesevermögen (auch über den Bereich der Lernstörungen wie z.B. Legasthenie hinausgehend) zu verstehen. Ohne die Vielfältigkeit potentieller Einflussfaktoren zu ignorieren, konzentriert sich das vorgestellte Forschungsprojekt auf die Erforschung von Unterschieden in der visuellen Wahrnehmung und deren Einfluss auf Lesefähigkeit. Aufbauend auf einem etablierten neuro-kognitiven Model zur visuellen Objekterkennung, Moshe Bars Frame and Fill-Modell (FaF), wird untersucht, inwieweit Lesevermögen von zwei interagierenden Faktoren abhängt, nämlich (1) von Unterschieden in der Verarbeitung hoher und niedriger Raumfrequenzen (Anzahl von Hell-Dunkel-Kanten pro Blickwinkel) und (2) von Unterschieden in der Nutzbarkeit niedriger Raumfrequenzinformationen zur schnellen Generierung von Vorhersagen über die Identität eines Wortes. Eine Verallgemeinerung des FaF-Modells auf die Worterkennungsdomäne würde es ermöglichen, Leseleistungen durch ein allgemeineres Modell der Wahrnehmung zu erklären und so für die Leseforschung neue, explizit überprüfbare Hypothesen zu generieren. Spezifische im FaF formulierte Annahmen über kortikale Lokalisationen und zeitlichen Verlauf einzelner Verarbeitungsschritte ermöglichen im Bereich der Worterkennung eine multimodale Testung des FaF auf mehreren Ebenen. Forschungsziel eins umfasst ein großangelegtes Verhaltensscreening mit dem Ziel, Individuen mit Präferenzen für hohe bzw. niedrige Raumfrequenzen mit Hilfe sogenannter Navon-Stimuli (d.h. globale, niederfrequente Stimulus-Formen, gebildet aus mehreren lokalen, hochfrequenten Stimuli) zu identifizieren. Zusätzlich wird der Einfluss der Raumfrequenz-Präferenz auf inter-individuelle Unterschiede in der Worterkennungsgeschwindig¬keit und -genauigkeit in einer innovativen Kontur-Priming-Aufgabe untersucht, in der niedrige Raumfrequenzanteile (Wortkonturen) die Generierung von Prädiktionen über die Wortidentität begünstigen sollten. Forschungsziele zwei und drei untersuchen die neuronalen Mechanismen von Raumfrequenz-Verarbeitung und konturbasierter Vorhersagegenerierung innerhalb von Probandengruppen verschiedener Leseprofile. Der genaue Zeitverlauf der vom FaF postulierten Prädiktionsgenerierung und anschließenden Verarbeitungserleichterung wird mit zeitlich hochauflösender Elektroenzephalografie untersucht. Die hohe räumliche Auflösung der fMRT wiederum erlaubt die Überprüfung der zentralen FaF-Hypothese, dass auf niedrigen Raumfrequenzen basierende Prädiktionen der Objektidentität ihren Ursprung im Orbitofrontalkortex haben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
Kooperationspartner Professor Dr. Moshe Bar
 
 

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