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Pornographie und sexuelle Selbstbestimmung

Antragstellerin Dr. Anja Schmidt
Fachliche Zuordnung Strafrecht
Grundlagen des Rechts und der Rechtswissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 386171237
 
Erstellungsjahr 2025

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt "Pornographie und sexuelle Selbstbestimmung" zielte auf eine Kritik des Pornographiestrafrechts am Maßstab der Gewährleistung gleicher sexueller Selbstbestimmung. Neben den traditionell als pornographisch geltenden Inhalten wurden neuere, durch die Digitalisierung ermöglichte, Phänomene wie bildbasierte sexualisierte Gewalt und das unverlangte Zusenden von Dick Pics als sexuelle Belästigung mittels eines sexualbezogenen Inhalts in die Betrachtung einbezogen. Die rechtsdogmatische Argumentation wurde auf der Basis eines interdisziplinären Ansatzes entwickelt, unter anderem unter Einbeziehung von kulturwissenschaftlichen und sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen, von Ergebnissen der Porn Studies, der empirischen Wirkungs- und Nutzungsforschung zu Pornographie sowie der empirischen Forschung zu bildbasierter sexualisierter Gewalt und zu sexueller Belästigung. Besonderer Wert wurde auf einen differenzierten Ansatz zur rechtlichen Bewertung sexualbezogener Inhalte gelegt, der einerseits die Bedeutung des Herstellens und Nutzens sexualbezogener Inhalte für die Persönlichkeitsentfaltung und andererseits die Gefahren und Verletzungen, die mit ihrem Herstellen und Nutzen für die Persönlichkeitsentfaltung einhergehen können, reflektiert. Es konnte gezeigt werden, dass das Pornographiestrafrecht teils noch moralisiert und zu weitgehend dem Schutz vor der Wahrnehmung von pornographischen Inhalten verhaftet ist. Insbesondere kommt der Verletzung des Persönlichkeitsrechts von erwachsenen Personen, die unbefugt sexualbezogen wiedergegeben werden, also dem Phänomen bildbasierter sexualisierter Gewalt, zu wenig Bedeutung zu. Durch differenzierte Konkretisierungen des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung in seiner nicht-körperlichen Dimension wurde aufgewiesen, auf welche Weisen das Herstellen und Nutzen sexualbezogener Inhalte sexuelle Selbstbestimmung unmittelbar gefährdet oder verletzt. Dies führte zum Vorschlag, den unbestimmten und moralisierenden rechtlichen Pornographiebegriff nicht mehr in Gesetzestexten zu verwenden sowie die strafrechtliche Regelung des Umgangs mit sexualbezogenen Inhalten neu zu systematisieren. Insbesondere sollte zur konsistenten Regelung bildbasierter sexualisierter Gewalt ein neuer Regelungskomplex außerhalb des Pornographiestrafrechts im Sexualstrafrecht geschaffen werden. Hierzu wurden umfassende Leitlinien erarbeitet. Zudem kann die Altersgrenze für den freiwilligen Zugang Minderjähriger zu sexuell expliziten Inhalten auf 16 Jahre abgesenkt werden, wenn diese konsensuelle sexuelle Handlungen ohne diskriminierende Geschlechterstereotype darstellen. Außerdem wurde ein Gesetzesvorschlag für einen Straftatbestand der sexuellen Belästigung unabhängig von ihrer Form entwickelt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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