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Zwischen Wissensutopie und Archiv. Das Projekt einer „Enzyklopädie der künstlerischen Terminologie“ an der Staatlichen Akademie für künstlerische Forschung in Moskau (1921-1930). Erschließung neuer Quellen

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung seit 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 386757512
 
Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Aktivitäten an der Staatlichen Akademie für künstlerische Forschung in Moskau (GAChN) zur Realisierung einer „Enzyklopädie der künstlerischen Terminologie“ (1922–1929) als innovativer Synthese der Begrifflichkeit von Kunst, Philosophie und Kunstwissenschaf-ten. Die Arbeiten an der Enzyklopädie, die unter der Leitung des Philosophen Gustav Špet liefen, wurden infolge der ideologisch motivierten Zerschlagung der Akademie abgebrochen. Kürzlich wurden in der Handschriftenabteilung der Russischen Staatsbibliothek in Moskau zahlreiche neue Dokumente zum Enzyklopädieprojekt entdeckt, die unser Wissen über dieses ambitionierte intellektuelle Projekt der GAChN fundamental erweitern. Sie geben einerseits substantielle Auskunft über die künstlerisch-ästhetische Begriffsbildung, mit deren Hilfe das gesamte Feld des Kunstwissens (im Bereich der Raumkünste, der Musik, des Theaters, der Literatur, der Produktionskunst und des Designs) neu kartographiert werden sollte. Sie zeigen andererseits, in welch starkem Maß die Ausarbeitung der ästhetischen Terminologie auf die kulturellen Initiativen der frühen Sowjetunion (internationaler Kunstaustausch, Ausstellungsorganisation, Neuordnung der musealen Sammlungen, Bildungsprojekte in angewandter Kunst und Design) bezogen war, von ihnen Impulse zur Schaffung neuer Wissensordnungen empfing und auf diese zurückwirkte. Die neuen Archivfunde werden es ermöglichen, das Enzyklopädieprojekt in der europäischen Geistesgeschichte zu verorten: Auf ihrer Basis wird die GAChN-Enzyklopädie als ein wichtiger intellektueller Knotenpunkt des kulturellen Lebens der 1920er Jahre analysiert, um sowohl die Verflechtungen zwischen Kunst und exaktem Wissen als auch den Bruch mit der Terminologie der früheren psychologischen und normativen Ästhetik deutlich sichtbar zu machen. Im Rahmen des Projekts werden diese neuen Materialien untersucht, kontextualisiert, bio-bibliografisch aufgearbeitet und in einer repräsentativen Auswahl zugänglich gemacht. Darüber hinaus soll in einer Fallstudie zur angewandten Kunst (Mode und Kostüm) an der GAChN die Verflechtung von terminologischer Arbeit und gestalterischer Praxis analysiert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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