The Iron Age settlement of Pfaffenhofen-Hörtenberg in the Upper Inn Valley, Tyrol - Settlement structure and cultural change in an alpine transit region from the beginning of the Fritzens-Sanzeno Culture to the transition into the Roman Age
Final Report Abstract
Zwischen 2018 und 2022 förderte die DFG die Auswertung der archäologischen Ausgrabungen 2004/2005 und 2012–2016 in der eisenzeitlichen Siedlung von Pfaffenhofen-Hörtenberg in Tirol. Die Arbeiten waren Teil eines Forschungsprogramms des Projekts „Vergleichende Archäologie römischer Alpen- und Donauländer“ an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu Kontinuitätsfragen am Übergang von der Eisenzeit in die römische Zeit. Im Rahmen der DFG-Förderung wurde das gesamte, überwiegend eisenzeitliche Befund- und Fundmaterial aus den Grabungen aufgearbeitet und nach siedlungsarchäologischen Gesichtspunkten ausgewertet. Zusätzlich zur archäologischen Hauptbearbeitung wurden naturwissenschaftliche Untersuchungen an Tierknochen, botanischen Großresten, Bauhölzern, Schlacken- und Steinfunden sowie an Metallobjekten durchgeführt. Dazu kommen Strontiumisotopen-Analysen an Pferdezähnen, Georadarmessungen des gesamten Siedlungsareals und eine paläografisch-linguistische Studie der beschrifteten Fundobjekte. Die Ergebnisse werden im Jahr 2025 als Band 69 der von der BAdW herausgegebenen Buchreihe „Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte“ vorgelegt. Die eisenzeitliche Siedlung von Pfaffenhofen-Hörtenberg liegt auf einem markanten Hügel am südlichen Rand des Telfer Talbeckens im Tiroler Oberinntal. Die Hügelspitze wird von der mittelalterlichen Burg Hörtenberg eingenommen, während sich die eisenzeitliche Bebauung am Hang unterhalb davon erstreckt. Die Siedlung war von der älteren Hallstattzeit bis zum Ende der Latènezeit durchgehend bewohnt. Sie stellt den Kernbereich einer den ganzen südlichen Talraum erfassenden Siedlungskammer dar, zusammen mit einem locker bebauten, vorrangig landwirtschaftlichen Umfeld, einem mutmaßlichen Wirtschaftsareal am Talboden und einem erhöht liegenden, aber von der Siedlung durch einen Bachlauf getrennten Kultplatz. Die zugehörigen landwirtschaftlichen Nutzflächen umfassen den Talboden südlich des Inn und die angrenzenden Berghänge bis in die hochalpine Zone. Über das Inntal und die nahe gelegenen Übergänge von Fernpass und Seefelder Sattel über die Nordalpen ist die Siedlung an die wichtigsten Verkehrswege durch und über die Zentralalpen angebunden, was sich im Fundmaterial in einer Vielzahl von Einflüssen und Fernkontakten widerspiegelt. Der Raumordnung innerhalb der Siedlung von Hörtenberg liegt ein außergewöhnlich regelmäßiges Raster aus annähernd gleich großen und gleich ausgerichteten Parzellen mit dazwischen liegenden Wegen und Terrassierungen zugrunde. Die Anordnung der Häuser folgte dieser Parzelleneinteilung über Jahrhunderte, doch ist deren Bauweise keineswegs uniform und auch die Nutzung der Parzellen konnte sich im Verlauf der Zeit ändern. Große Freiflächen, aufwändige Gemeinschaftsbauten und zentrale Speicherhaltung sind hingegen ebenso wenig zu erkennen wie herausragende Einzelbauten oder ein repräsentatives, von der übrigen Siedlung abgegrenztes Wohnareal einer gesellschaftlichen Führungsschicht. Die im Siedlungsmuster erkennbare Raumordnung lässt somit auf eine zwar hierarchisch gegliederte Gesellschaft schließen, die aber nach außen hin scheinbar wenig Wert auf die Zurschaustellung von Wohlstand und Status legte. Im überregionalen Vergleich äußert sich die Größe und der Reichtum der Siedlungskammer von Pfaffenhofen indes nicht in einer territorialen Vormachtstellung. Die Fundauswertung zeigt, dass die Siedlung am Burghügel von Hörtenberg im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts v. Chr. ohne Gewalteinwirkung aufgegeben und in römischer Zeit auf den Talboden verlagert wurde. Der Kultplatz hingegen blieb bis in spätrömische Zeit in Benutzung. Das Ende der Siedlung steht in direktem Zusammenhang mit der römischen Eroberung 15 v. Chr. und der anschließenden Besetzung des Alpenraums. Verschiedene Indikatoren deuten dabei auf eine weitgehende Bevölkerungskontinuität von der Eisenzeit in die römische Zeit hin.
Publications
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Siedlung und Kultplatz der Räter. Archäologie in Deutschland 4/2018, 58–59
M. Wild & W. Zanier
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Die eisenzeitliche Siedlung von Pfaffenhofen-Hörtenberg im Tiroler Inntal. Vorbericht der Grabungen 2012–2016. In: W. Zanier (Hrsg.), Kulturwandel um Christi Geburt. Spätlatène- und frühe römische Kaiserzeit in den mittleren Alpen zwischen Südbayern und Gardasee. Akten des Kolloquiums in Innsbruck am 18. und 19. Oktober 2017. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgeschichte 67 (München 2019) 13–37
M. Wild
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Die Räter in Tirol. Akademie Aktuell 70, Ausgabe 01/2020, 42– 47
M. Wild; S. Trixl; K. Oeggl & K. Nicolussi
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The biometry of prehistoric Alpine sheep: exploring four millennia of human-sheep interaction by means of osteometry. Anthropozoologica, 57(4).
Trixl, Simon
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Die eisenzeitliche Siedlung von Pfaffenhofen-Hörtenberg im Tiroler Oberinntal – Siedlungsstruktur und Kulturwandel in einem alpinen Transitraum vom Beginn der Fritzens-Sanzeno- Kultur bis zum Übergang in die römische Zeit. Unveröffentlichte Dissertation LMU München (2023)
M. Wild
