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Heikle Fragen und soziale Erwünschtheit - Theorie und Methoden

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387002847
 
Das im Bereich Surveymethodologie angesiedelte Projekt beschäftigt sich mit Messfehlern in Survey-Interviews. Fokussiert werden Antwortverzerrungen, die beim Stellen und Beantworten einer Survey-Frage durch Misreporting seitens der Befragten (Bekunden eines "falschen" statt des "wahren" Wertes) entstehen. Von besonderem inhaltlichen und forschungsstrategischem Interesse sind dabei zum einen Meinungsäußerungen zu fiktiven Dingen, also das Äußern von Meinungen oder Einstellungen zu Dingen, die nicht existieren. Zum anderen interessieren sog. heikle Fragen (etwa zu Drogenkonsum oder deviantem Verhalten), bei denen Befragte oft sozial unerwünschte Eigenschaften leugnen und sozial erwünschte übertreiben.Das Oberziel des Projekts besteht darin, theoretische und methodische Grundlagenforschung zum Thema Response Bias in Surveys zu leisten. Dadurch soll zum theoretischen Verständnis der Ursachen und Wirkmechanismen für die Entstehung von Antwortverzerrungen beigetragen und methodische Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche "Best Practice" und welche Erhebungs-/Fragetechniken in Surveys zu validen Daten führen. Im Mittelpunkt der theoretisch-inhaltlichen Stoßrichtung steht eine Ausarbeitung und Anwendung der Frame-Selektionstheorie als allgemeine Handlungstheorie auf das Befragtenverhalten. Eine Kernfrage ist, ob und wann Antwortverzerrungen aus einem kognitiv reflexiv-kalkulierenden Prozess resultieren oder automatisch-spontan geschehen. Auf methodischer Ebene soll einerseits untersucht werden, welche allgemeinen Designaspekte (wie Interviewerinstruktionen, spontanes oder reflektiertes Beantworten von Surveyfragen) die Datenvalidität positiv oder negativ beeinflussen. Andererseits bilden Varianten der Item-Count-Technik (ICT) - anonymisierende Fragetechniken, die speziell für heikle Fragen in Surveys entwickelt wurden - ein weiteres Haupterkenntnisinteresse. Wir werden neuere Weiterentwicklungen der ICT erproben und vergleichend zu konventionellen Frageformen empirisch untersuchen, ob dank der vollständigen Anonymisierung des Antwortprozesses Antwortverzerrungen reduziert werden können.Die zentralen Untersuchungsmethoden des Projekts bestehen in einem größeren telefonischen Survey (N=3000) sowie in einer Meta-Analyse zur Wirksamkeit der ICT. Im Survey kommen klassische Methoden der Forschung zu Antwortverzerrungen wie die Erhebung des sozialen Anerkennungsbedürfnisses der Befragten zum Einsatz; darüber hinaus werden Antwortreaktionszeiten als Maß für den kognitiven Informationsverarbeitungsmodus der Befragten erhoben und analysiert; zusätzlich werden experimentelle Methodensplits durchgeführt, um die Auswirkung verschiedener Fragedesigns auf das Antwortverhalten zu untersuchen. Experimentell untersucht wird außerdem das Potential neuerer Weiterentwicklungen der ICT. Die Meta-Analyse untersucht möglichst alle publizierten und nicht publizierten Studien zur Wirksamkeit der ICT bei der Vermeidung von Antwortverzerrungen bei heiklen Fragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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