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Muster, Determinanten und ökologische Konsequenzen individueller Risikolandschaften

Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung seit 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387227692
 
Natürliche Selektion durch Prädation ist eine der bedeutendsten evolutionären Kräfte. Das direkte intrinsische Risiko, von einem Beutegreifer gefressen zu werden, bestimmt dabei unmittelbar die Fitness der Beuteorganismen. Beuteorganismen reagieren aber auch auf die bloße Anwesenheit von Beutegreifern mit Änderungen in ihrer Morphologie, Physiologie, ihrem Lebenszyklus und Verhalten. Das Ausmaß dieser Reaktionen, zusammenfassend als indirekte Prädationseffekte bezeichnet, hängt dabei direkt mit dem wahrgenommenen Prädationsrisiko zusammen und beeinflusst die Fitness der Beute indirekt über energetische Trade-offs. Die aktuelle Forschung zeigt, dass indirekte Prädationseffekte ein äußerst wichtiger Aspekt von Räuber-Beute-Interaktionen sind. Das wahrgenommene Prädationsrisiko ist hierbei nicht gleichmäßig verteilt, sondern variiert in Raum und Zeit, wodurch zeitlich-räumlich dynamische Risikolandschaften entstehen. Bisher wurde angenommen, dass diese Risikolandschaften für alle Individuen einer Art identisch seien. Tatsächlich jedoch unterscheiden sich artgleiche Individuen zeitlich und kontextuell stabil in ihrem Verhalten. Diese Unterschiede sind teilweise vererbbar und beeinflussen verschiedene Fitnesskomponenten. Folglich sollten sich Individuen auch in ihrer Wahrnehmung zeitlicher und räumlicher Änderungen des Prädationsrisikos unterscheiden und damit individuelle Risikolandschaften ausbilden. In der ersten Phase des Projektes haben wir experimentell gezeigt, dass sich Individuen in ihrem wahrgenommenen Prädationsrisiko unterscheiden und individuellen Risikolandschaften ausbildet. Wir haben Werkzeuge entwickelt, um diese Lanschaften effektiv zu quantifizieren und zu vergleichen, und getestet, ob individuelle Unterschiede im wahrgenommenen Prädationsrisiko durch Persönlichkeitsunterschiede vorhergesagt werden können. Wir haben mithilfe einer neu entwickelten Methode und von individuen-basierten Modellen begonnen, die Auswirkungen individueller Risikolandschaften auf ökologische Interaktionen innerhalb und zwischen Arten aufzudecken. Die zweite Projektphase hat drei zentrale Ziele, die sich aus neu aufkommenden Fragestellungen unserer bisherigen Arbeit ableiten. Zunächst wollen wir untersuchen, ob und wie Individuen die Kosten der Risikovermeidung durch eine Reduktion des Ruhestoffwechsels ausgleichen. Weiterhin wollen wir nicht-invasiv und in Echtzeit mittels hochauflösender Thermografie untersuchen ob individuelle Unterschiede im wahrgenommenen Prädationsrisiko tatsächlich mit angstähnlicher Erregung einher gehen und Teil von Stressbewältigungsstrategien sind. Drittens werden wir testen, ob Variationen in der Risikobereitschaft durch Variationen in zukünftigen Fitnesserwartungen erklärt werden können und ob und wie diese Beziehung durch die Körperkondition vermittelt wird. Basierend auf unserem neuen Konzept wollen wir zudem ökologische Folgen der individueller Risikolandschaften auf die Biodiversität auf der Ressourcenebene untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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